Stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen: Therapie und Behandlungsmöglichkeiten

Stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen: Therapie und Behandlungsmöglichkeiten

Im dritten Teil zu den stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen werfen wir einen Blick auf die Behandlungsmöglichkeiten und den Ablauf einer Behandlung.

Teil 1: Symptome & Diagnose

Teil 2: Herkunft & Ursache

Im zweiten Teil zu den stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen haben wir gesehen, dass eine Erkrankung aufgrund verschiedener Faktoren zustande kommen kann. Für eine Behandlung müssen diese ursächlichen Faktoren berücksichtigt werden. Dabei wird die Behandlung individuell auf die betroffene Person abgestimmt. Das Angebot kann mithilfe einer Fachperson oder eines interdisziplinären Teams auf die Bedürfnisse und Wünsche der betroffenen Person zugeschnitten werden.

Eine stoffgebundene Abhängigkeitserkrankung kann gut behandelt werden. Dabei stellt die Unterstützung durch Freunde und Familie eine wichtige Komponente dar. Weiter spielt auch die Motivation der betroffenen Person, von der Substanz loszukommen, eine besonders wichtige Rolle.

Die Behandlung fällt je nach Substanz, Stadium und Schwere der Erkrankung unterschiedlich aus. Dabei ist meist die vollständige Abstinenz das Ziel, nur in seltenen Fällen wird ein kontrollierter Konsum angestrebt oder ist überhaupt umsetzbar. Es kann jedoch vorkommen, dass eine entsprechende Konsumreduktion vorerst als Teilziel der Therapie festgelegt wird. Ziel der Therapie ist es auch, Konsumereignisse und/oder Rückfälle zu reduzieren oder zu verhindern bzw. im Rahmen von Verhaltensanalysen aus diesen zu lernen und alternative Handlungsstrategien zu eruieren.

Ablauf der Behandlung einer stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankung
Bei dem ersten Besuch werden Abklärungen zum Ausmass der Abhängigkeit gemacht als auch allfällige komorbide Erkrankungen erfasst. In einem weiteren Schritt wird nun die beste Therapie für die betroffene Person besprochen. Eine Therapie kann sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden. Es kann hilfreich sein, anfänglich die Umgebung zu ändern, um bessere Fortschritte zu erzielen. Längerfristig wird die betroffene Person lernen, auch im Alltag mit ihrer Erkrankung und den ursächlichen Faktoren umgehen zu können und bestenfalls die Abhängigkeitserkrankung ganz zu überwinden. Die Behandlung wird gemäss wissenschaftlich belegter Fachleitlinien und in Respekt vor ethischen-moralischen Aspekten durchgeführt. Dabei werden auch komorbide Störungen, falls vorhanden, integrativ therapiert sowie körperliche Erkrankungen abgeklärt und behandelt.

Die Behandlung einer Abhängigkeitserkrankung umfasst verschiedene Phasen:

  • Die erste Phase ist die Kontakt- und Motivationsphase. Hier kommt es zum erstmaligen Kontakt mit einer Fachperson. Nach ersten Abklärungen wird versucht, die Motivation der betroffenen Person möglichst zu erhöhen. Die Einstellung der betroffenen Person gegenüber der Behandlung hat erwiesenermassen einen grossen Einfluss auf den Behandlungserfolg. Das weitere Vorgehen wird mit einer Fachperson besprochen. Diese Phase findet meist ambulant statt.

  • Als zweite Phase folgt die Entgiftungsphase, also der körperliche Entzug. In dieser Phase findet entweder ein kontrollierter Rückgang oder ein direkter Stopp des Konsums zum Teil mittels psychpharmakologischer Unterstützung statt. Bei einer Opiatabhängigkeit kann auch eine qualifizierte Substitutionsbehandlung in Betracht gezogen werden. Der Entzug wird in den meisten Fällen stationär in einer Klinik durch ein interdisziplinäres Team durchgeführt. In dieser Phase werden auch die relevanten komorbiden psychiatrischen und somatischen Erkrankungen mitbehandelt.

  • Die dritte Phase ist die sogenannte Entwöhnungsbehandlung. Die betroffene Person wird in der Abstinenz unterstützt und es wird versucht, die zugrundeliegenden Muster der Abhängigkeitserkrankung zu durchbrechen. Dabei werden nun nach den körperlichen Faktoren, welche in der zweiten Phase behandelt wurden, die psychischen und sozialen Faktoren durch psychotherapeutische Ansätze behandelt. Die Eigenverantwortung der betroffenen Person wird gefördert. Die Behandlung ist durch Unterstützung von Fachpersonal und Vertrauenspersonen geprägt. Auch ressourcenorientierte Angebote sind vorhanden. Die betroffene Person befindet sich in dieser Phase meist stationär in einer spezialisierten Klinik.

  • Zuletzt folgt die Phase der Nachsorge und Rehabilitation. Die betroffene Person wird im Einstieg in ihren Alltag unterstützt. Die Teilnahme bei Selbsthilfegruppen kann für betroffene Personen hilfreich sein, um einen Rückfall zu verhindern. Diese Phase findet entweder stationär in einer Klinik, teilstationär in einer Tagesklinik oder ambulant statt.

Während der Behandlung profitiert die betroffene Person von psychotherapeutischer Einzeltherapie und Gruppentherapie, Psychoedukation, abhängigkeitsspezifischen Skillstrainings, sozialen Kompetenztrainings, ressourcenorientierten Angeboten sowie begleitenden, körper- und handlungsorientierten Therapien (z.B. Physio- und Bewegungstherapie, Akupunktur, Ergotherapie, etc.)

Standorte für eine stationäre Behandlung
Folgende Standorte bieten eine stationäre Behandlung für Abhängigkeitserkrankungen an:

  • Klinik Schlössli, Oetwil am See. Station W2, Behandlungsschwerpunkt Abhängigkeitserkrankungen.

  • Klinik Littenheid, Thurgau. Station Pünt Mitte. Das Angebot richtet sich an erwachsene Personen mittleren Alters nach erfolgreicher Entzugsbehandlung.

Eine ambulante Betreuung wird an diversen Standorten angeboten (z.B. Clienia Psychiatriezentrum Wetzikon, diverse Clienia Gruppenpraxen, etc.).

Bei weiteren Fragen können Sie sich jederzeit an unsere Beratungsstellen wenden. Wir kümmern uns gerne um Ihr Anliegen.

Teil 4: Die Geschichte eines Patienten

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