Angehörige psychisch kranker Menschen: Sie spielen eine wichtige Rolle

Angehörige psychisch kranker Menschen: Sie spielen eine wichtige Rolle

Für Personen mit einer physischen oder psychischen Erkrankung sind unterstützende soziale Netzwerke von besonderer Wichtigkeit. Diese sozialen Netzwerke, die Angehörigen, finden sich im Familienkreis, es gehören aber auch Freunde, Nachbarinnen und Nachbarn sowie Arbeitskollegen und -kolleginnen dazu.

Wer von "Angehörigen" spricht, steht einer sehr heterogenen Gruppe gegenüber: Frauen und Männer verschiedenen Alters, verschiedener Kulturen und von unterschiedlichem sozioökonomischem Status, die zudem in verschiedenen Lebensphasen stehen. Sie haben jedoch eines gemeinsam: Sie unterstützen einen Menschen, dem sie sich verbunden und verpflichtet fühlen.

Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) haben im Jahre 2018 ca. 10 Prozent der Schweizer Bevölkerung auf irgendeine Art und Weise als Angehörige Unterstützung oder Betreuung geleistet. Auffallend ist: Etwa ein Drittel dieser Leistungen beziehen Personen ab 65 Jahren. Die pflegenden und unterstützenden Angehörigen stammen mehrheitlich aus dem Familienkreis, das bedeutet es handelt sich um die Partnerin oder den Partner oder die eigenen Kinder. Im Schnitt dauern solche Unterstützungsverhältnisse zwischen fünf und sechs Jahren.

Der Unterstützungsbedarf von «kranken Personen» kann eine Reihe von Ursachen haben:

  • körperliche und psychische Erkrankungen
  • Unfälle und/oder Behinderungen
  • sehr hohes Alter

Folglich kann ein breites Spektrum von betreuerischem und pflegerischem Unterstützungsbedarf für die «kranken Personen» entstehen, auch wenn sie sowohl innerhalb als auch ausserhalb ihrer Familie eigenständige Personen mit Rechten und Pflichten sind.

Das Schweizerische Bundesamt für Gesundheut (BAG) beschreibt die verschiedenen Tätigkeitsfelder, in denen Angehörige von unterstützungsbedürftigen Personen eine wichtige Rolle spielen:

  • Koordination und Organisation

Initial in der Betreuung einer unterstützungsbedürftigen Person steht das Erkennen des Unterstützungsbedarfs. Gemeinsam wird über eine Inanspruchnahme von Hilfe diskutiert und entschieden. Anschliessend werden verschiedene vorhandene Angebote gesucht. Kommt es zu Arzt- oder Therapiekonsultationen, müssen Transporte organisiert und Termine koordiniert werden. Häufig übernehmen diese Aufgabe die familiären Angehörigen.

  • Gesundheitliche Hilfe, Betreuung und Beobachtung

Die Angehörigen beobachten die Symptome und (Alltags-)Beeinträchtigungen der unterstützungsbedürftigen Person. Je nach Krankheitsbild kann die Unterstützung der Angehörigen verschieden aussehen: z.B. das Einhalten von Ernährungsempfehlungen bei an Diabetes erkrankten Personen oder das Vermeiden von Selbstgefährdung bei (affektiven) psychischen Störungen.

  • Hilfe zur Selbstversorgung

Bei schweren Erkrankungen, wie zum Beispiel einer Demenz, sind die Betroffenen auf eine Unterstützung in der Selbstversorgung angewiesen. So helfen Angehörige in der Körperpflege, beim An- und Auskleiden, beim Essen und Trinken und gegebenfalls auch bei den Ausscheidungen.

  • Unterstützung im Bereich Kognition und Kommunikation

Angehörige unterstützen betroffene Personen auch in vielen kognitiven und kommunikativen Prozessen. Sie beschaffen und beurteilen Informationen bezüglich der Krankheit und deren Therapie. Sie informieren Familienmitglieder über mögliche Verhaltensauffälligkeiten. Aber sie geben auch Trost in schweren Zeiten und motivieren die Betroffenen.

  • Mobilität

Wenn die Mobilität durch die physische oder psychische Erkrankung stark eingeschränkt ist, sind Betroffene auf Hilfe angewiesen. Die nötige Unterstützung ist dabei abhängig von der Erkrankung der Person: in schweren Fällen unterstützen die (familiären) Angehörigen die Betroffenen beim Aufstehen und Hinsetzen. Aber auch bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder Transportdiensten stehen sie ihnen zur Seite.

  • Lebensalltag

Besonders die familiären Angehörigen unterstützen die betroffenen Personen dabei, lieb gewonnene Gewohnheiten aufrechtzuerhalten und Tagesabläufe zu planen.

  • Haushalt

Angehörige übernehmen auch häufig den Einkauf und die Zubereitung der Mahlzeiten. Sie verwalten die Finanzen verwaltet oder erledigen den Haushalt.

                                                                      

Teil 2: Die Arbeit mit Angehörigen unterstützungsbedürftiger Personen
Teil 3: Unsere Angebote für Angehörige
Teil 4: Angehörige psychisch kranker Menschen: eine Mutter erzählt

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