Antidepressiva: Einführung

Antidepressiva: Einführung

Wem können Antidepressiva helfen?

Jede zwanzigste Person, die über 15 Jahre alt ist, nimmt in der Schweiz Antidepressiva. Anders als der Name vermuten lässt, wirken die Medikamente nicht nur bei Depressionen. Auch starke Angstzustände oder wiederkehrende Zwangsgedanken können damit behandelt werden. Antidepressiva führen bei vielen Betroffenen zu einer Besserung ihrer Beschwerden. Sie können helfen, den gewohnten Alltag zu leben. Dinge zu geniessen, die ehemals Freude bereitet haben. Oder die Energie zu finden, um Herausforderungen anzugehen.

Antidepressiva sind nicht nur bei schweren Depressionen empfohlen, sondern auch bei weniger ausgeprägten depressiven Beschwerden. Da die Antidepressiva meist schneller wirken als Psychotherapie, ist es sinnvoll, sie ergänzend einzunehmen, um eine rasche Besserung zu ermöglichen. In Studien wurde belegt, dass ein frühzeitiger Behandlungsbeginn einen besseren Therapieerfolg verspricht. Im Gegensatz zu immer wieder geäusserten Befürchtungen machen Antidepressiva nicht abhängig.

Wie wirken Antidepressiva?

Antidepressiva hellen die Stimmung auf, steigern den Antrieb oder beruhigen. Eine erste positive Wirkung tritt oft erst nach einigen Wochen ein. Wer ein Antidepressivum neu einnimmt, braucht also etwas Geduld.

Antidepressiva verbessern die Kommunikation zwischen den Nervenendigungen im Gehirn. Zudem aktivieren sie Gene, die auf die Nerven einwirken. Dies führt zur Neuverknüpfung der Nervenendigungen, ein Effekt, der bislang noch nicht vollständig erforscht ist. Da diese Umstrukturierung eine gewisse Zeit benötigt, dauert es entsprechend, bis im Körper eine spürbare Wirkung entsteht.

Zeigt ein Antidepressivum auch nach mehreren Wochen noch nicht die erhoffte Wirkung, so kann man reagieren. Es ist nicht empfohlen, selbstständig ein Antidepressivum zu stoppen, da dies zu einer Verschlechterung der Beschwerden führen kann. In Absprache mit der behandelnden Person ist es möglich, die Dosis zu steigern, das Medikament zu wechseln oder in gewissen Fällen Medikamente zu kombinieren.

Wie unterscheiden sich verschiedene Antidepressiva?

Antidepressiva umfassen verschiedene Medikamentenklassen, welche sich zwar in ihrer Wirkung ähneln, aber in ihrem Wirkmechanismus unterscheiden. Dies ermöglicht es, bei ausbleibender Wirkung ein Medikament auszuprobieren, welches seinen Effekt auf anderem Weg erzeugt. Bei Nebenwirkungen ist es möglich, auf ein anderes Präparat umzusteigen. Zudem kann bei vorbestehenden Erkrankungen, welche ihrerseits Medikamente erfordern, ein gut verträglicher Wirkstoff gewählt werden.

Welches Antidepressivum für eine Person am besten geeignet ist, hängt also von den individuellen Beschwerden, den unternommenen Therapieversuchen, den Nebenwirkungen, möglichen Vorerkrankungen und der bereits bestehenden Medikation ab.

Im nächsten Artikel werden die häufigsten Arten von Antidepressiva vorgestellt und ihre Wirkmechanismen erklärt.

Teil 2: Wirkmechanismus
Teil 3: Behandlung

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