Asperger-Syndrom: Behandlung

Asperger-Syndrom: Behandlung

Der dritte Beitrag zum Thema Asperger-Syndrom zeigt die Behandlungsmöglichkeiten und deren Ansätze auf.

Teil 1: Symptome

Teil 2: Ursache und Diagnose

Ziel der Behandlung einer Autismus-Spektrum-Störung ist, den Umgang mit Symptomen, die einen Leidensdruck verursachen, zu verbessern. Therapieverfahren fokussieren darauf, kognitive und sprachliche Fähigkeiten so zu verbessern, dass die Betroffenen im Alltag weniger Schwierigkeiten haben. Dieser Behandlungsansatz unterscheidet sich je nach Alter, Ausprägung der Störung, eventuell vorhandenen komorbiden Störungen und kognitiven Fähigkeiten. Verhaltenstherapeutische Ansätze gelten als besonders effektiv für die Behandlung von Autismus-Spektrum-Störungen. Auch dem Thema Psychoedukation kommt eine grosse Bedeutung zu. Eltern, Erzieher und Lehrpersonen sollten über die Störung umfassend aufgeklärt werden. Wenn das betroffene Kind alt genug ist, sollte es auch selbst über seine Störung altersgerecht aufgeklärt werden.

Frühförderung
Insbesondere bei Kindern mit frühkindlichem Autismus ist eine frühe, intensive Behandlung wichtig und kann die Hirnentwicklung und Symptomausprägung positiv beeinflussen. Mittels eines umfassenden Förderprogramms werden verschiedene Bereiche wie Imitation, Sprache, Spiel, soziale Interaktion, Bewegung und Alltagsfertigkeiten trainiert. Die Frühförderung beginnt in der Regel im Alter zwischen zwei und vier Jahren mit dem übergeordneten Ziel, eine möglichst hohe Selbständigkeit in allen Alltagsbereichen zu erreichen und die beste Entwicklung des Kindes zu ermöglichen.

Betroffene Kinder werden motiviert, Spielverhalten, Imitation sowie gemeinsame Aufmerksamkeit zu üben. Zudem wird auch die verbale und nonverbale Kommunikation einbezogen und aktiv geübt. Die Fachperson, durch welche die Frühförderung geschieht, baut gemeinsam mit dem Kind den aktiven und passiven Wortschatz aus und unterstützt seine sprachliche Entwicklung. Wenn das Kind die Basisfertigkeiten erlernt hat, fokussiert die Frühförderung vor allem auf die soziale Interaktion mit anderen Kindern und Erwachsenen. Je nach Bedürfnissen des Kindes müssen Situationen und Verhaltensabfolgen in sehr kleinen Schritten sehr häufig wiederholt und geübt werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Eltern und Lehrer einbezogen werden, um zuhause oder im schulischen Setting mit denselben Therapiezielen arbeiten zu können. So erreicht man zusätzliche Wiederholungen und eine Generalisierung der erlernten Fertigkeiten. Weiter ermöglicht es dieser Ansatz auch den Eltern, mit dem Kind je nach dessen sprachlichen Möglichkeiten besser zu kommunizieren sowie die Umgebung für das Kind entsprechend zu gestalten.

Soziale Kompetenztrainings
Menschen mit einem Asperger-Syndrom bzw. betroffene Personen mit durchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten haben in der Regel wenig Probleme mit der Sprache oder der Bewältigung von Alltagsfertigkeiten. Sie profitieren daher vor allem von autismusspezifischen Trainings, die soziale Kompetenzen vermitteln. Dabei lernen sie, ihre sozialen Interaktionen, die eigene Handlungsplanung sowie ihre Emotionsregulation zu verbessern. Auch die Fähigkeit, sich situationsspezifisch zu verhalten und flexibel reagieren zu können, wird trainiert. Rollenspiele sind für die Verbesserung der sozialen Kompetenzen unerlässlich. Wenn diese auf Video aufgezeichnet werden, erhalten betroffene Personen die Möglichkeit, sich selbst zu sehen und ihr Verhalten zu analysieren. Dies kann für die Betroffenen zum Teil erhellend sein und so auch die Voraussetzung für Veränderungen schaffen.

Die meisten dieser Therapiekonzepte richten sich an Kinder und Jugendliche, Angebote für Erwachsene sind leider sehr spärlich vorhanden.

Psychotherapie
Die oben dargestellten autismusspezifischen Therapien sind hauptsächlich als Gruppenprogramme konzipiert. Dennoch können einzelne Punkte aus diesen Therapiekonzepten durchaus in einer Einzeltherapie angewendet werden. Der Therapeut oder die Therapeutin sollte grundsätzlich als Vermittler und Übersetzer fungieren: Die neurotypische (nicht-autistische) Wahrnehmung, Denkweise und Weltsicht kann dem Betroffen übermittelt und Missverständnisse können geklärt werden. Durch ressourcenorientierende Arbeit und Betonung der Stärken des Patienten soll das Selbstwertgefühl gestärkt werden. Weiter ist eine psychotherapeutische Einzelbehandlung bei komorbiden Störungen wie Angst-, Zwangs- sowie depressiven Erkrankungen sinnvoll.

Medikamentöse Therapie
Es gibt keine Medikamente, die für die spezifische Behandlung der Autismus-Spektrum-Störungen zugelassen sind. Eine medikamentöse Behandlung kann jedoch bei Begleitsymptomen der Störung oder komorbiden Störungen sinnvoll sein.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Für Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung, die Probleme in der sprachlichen Entwicklung aufzeigen, kann eine logopädische Unterstützung sinnvoll sein. Ergänzend können auch ergotherapeutische, psychomotorische oder heilpädagogische Massnahmen hilfreich sein. Mithilfe von spezifischen Computer-Trainings (für Kinder und Erwachsene) kann unter anderem die Emotionserkennung und Perspektivenübernahme trainiert werden.

Ganz allgemein brauchen Patienten mit Autismus-Spektrum-Störungen ein überschaubares, vorhersagbares Umfeld, um sich sicher zu fühlen. Plötzliche Änderungen und Umstellungen können autistische Menschen unter Druck setzen. Reizüberflutung durch grosse und unruhige Schulklassen, Arbeit im Grossraumbüro oder grelle Lichtquellen können als belastend empfunden werden. Durch das Bereitstellen von geeigneten Arbeitsbedingungen (Rückzugsort, Ohrstöpsel, Kopfhörer, angepasstes Licht…) können beruflich Nischen geschaffen werden, in denen betroffene Personen ihre Stärken optimal nutzen und einbringen können.

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