Autismus-Spektrum-Störung: Behandlung

Autismus-Spektrum-Störung: Behandlung

Teil 1: Symptome und Diagnose

Teil 2: Ursachen

Zu Beginn einer Behandlung wird ein umfängliches Gespräch mit dem Patienten – und wenn möglich mit den Bezugspersonen – geführt. Dabei werden alle therapierelevanten Informationen gesammelt und anhand spezieller diagnostischer Verfahren bewertet. Ausgehend von dieser Grundlage wird ein individueller Therapieplan entwickelt.

Bei der Behandlung einer Autismus-Spektrum-Störung gibt es je nach Altersgruppe des Patienten und entsprechend eines individuellen Profils von Stärken und Schwächen verschiedene Therapieansätze und -ziele. Bei Klein- und Vorschulkindern fokussiert die Behandlung besonders die Frühintervention. Hierbei werden Eltern und andere Bezugspersonen  eng miteinbezogen und trainiert. Ist das betroffene Kind im Grundschulalter, wird zu Beginn zwischen Kindern mit und ohne geistige Behinderung differenziert. Begleitende Erkrankungen und die medikamentöse Therapie sind bei dieser Altersgruppe von grösserer Bedeutung als bei Vorschulkindern. Bei Grundschulkindern werden ebenfalls die Eltern und Bezugspersonen miteinbezogen. Hinzu kommen jedoch noch Massnahmen, welche die Integration in die Schule fördern. Auch bei Patienten im Jugend- und Erwachsenenalter wird zwischen Betroffenen mit und ohne kognitive Einbussen unterschieden. Bei Patienten mit guten kognitiven Leistungen können z.B.  Therapieverfahren auf Gruppenebene durchgeführt werden. Hierdurch kann die Kommunikation und die gegenseitige soziale Interaktion zwischen den Teilnehmenden gefördert werden. Leiden die Betroffenen an kognitiven Einbussen, wird je nach Ausprägung z.B. auf die Alltagsstrukturierung oder die sprachlichen Fertigkeiten fokussiert. Die Therapie kann bei bestimmten Fragestellungen mit Medikamenten und Integrationsmassnahmen unterstützt werden. Die Auswahl der Medikamente hängt dabei von den Symptomen des Patienten ab: Bei stereotypen oder aggressiven Verhaltensweisen kann sich zum Beispiel Risperidon wirksam erweisen. Leidet die betroffene Person begleitend an Zwangs-, Angst- oder einer depressiven Störung, kann zur Behandlung dieser Symptome die Gabe von Selektiven-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Antidepressiva) hilfreich sein.

Als nicht-wirksame Behandlung einer Autismus-Spektrum-Störung gelten Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel oder Verdauungsenzyme.

Ein Beispiel: das Frankfurter Autismus-Elterntraining (FAUT-E)
Das Programm des Frankfurter Autismus-Elterntrainings wurde konzipiert für Eltern, die ein Kind mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben (unabhängig von der Altersgruppe). Dabei wird das Training aufgeteilt in Basismodule, die für alle relevant sind und Zusatzmodule, die alters- und fertigkeitsspezifische Themen behandeln. Die Module werden in acht Doppelstunden angeboten und sind wie folgt aufgeteilt:

  • Modul 1: Was ist eine Autismus-Spektrum-Störung?

  • Modul 2: Positive Seiten meines Kindes sehen und Fähigkeiten nutzen

  • Modul 3: Verhaltensverständnis

  • Modul 4: Problematische Verhaltensweisen ändern (Massnahmen zur Strukturierung)

  • Modul 5: Problematische Verhaltensweisen ändern (Konsequenzen)

  • Modul 6: Unterstützung im Alltag

  • Modul 7 und 8: Erweiterungsmodule (Themenwünsche der Eltern)

Ziel dieses Trainings ist der Erwerb von konkreten Methoden und Techniken, welche den Eltern die Erziehung und den Umgang mit der Autismus-Spektrum-Störung ihres Kindes erleichtern. In einer Studie konnte dieser Effekt auch nachgewiesen werden: die Eltern fühlten sich nach Absolvieren des Trainings deutlich weniger belastet als zuvor. Auch die problematischen Verhaltensweisen des Kindes haben sich nach dem Training der Eltern verringert.

Für betroffene Personen ab dem Grundschulalter (ab ca. 9 Jahre alt) sind Gruppentherapieprogramme möglich. Wichtig ist, dass die Kinder bereits lesen und schreiben können. Die Gruppensitzung wird von zwei Therapeuten geführt, welche eine Gruppe von 4 bis 6 Jugendliche betreuen. Sie bearbeiten gemeinsam die sogenannte «Miteinander in Kontakt kommen»-Treppe. Diese beginnt mit «Wir lernen uns kennen» und mündet im letzten Baustein in einer «Gruppenaktivität». Im Verlaufe des Gruppentrainings lernen sie wichtige soziale Interaktionsfähigkeiten, wie zum Beispiel Gefühle erkennen, Impulskontrolle, Selbstregulation, Interaktion üben und Probleme lösen. 

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