Biofeedback: Wirkmechanismus

Biofeedback: Wirkmechanismus

Das Grundprinzip des Biofeedbacks besteht darin, die oftmals unbewussten und schwer wahrnehmbaren Körperprozesse mittels entsprechender Messmethoden zu erfassen, diese einer Person zurückzumelden und zu veranschaulichen. In der Behandlung kann eine betroffene Person lernen, die rückgemeldeten Signale selbst zu beeinflussen. Somit kann mittels Biofeedbacks die Förderung der Selbstkontrolle über die körpereigenen Prozesse therapeutisch unterstützt werden. 

Der Wirkmechanismus des Biofeedbacks wird häufig mit dem Prinzip des sogenannten operanten Konditionierens veranschaulicht. Dieses Prinzip beruht auf der Annahme, dass ein Verhalten Konsequenzen hervorruft. Diese Konsequenzen entscheiden, ob ein Verhalten beibehalten wird oder nicht. Hat ein Verhalten positive Konsequenzen, wie zum Beispiel eine Belohnung, so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Verhalten wieder gezeigt wird, um die positive Konsequenz erneut zu erreichen. Im Gegensatz dazu verringert eine negative Konsequenz (z.B. eine Bestrafung) die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Verhalten wieder gezeigt wird. Diese Verhalten-Konsequenz-Beziehung setzt keine bewusste Auseinandersetzung voraus. Durch wiederholtes Training werden die Strategien gelernt und automatisiert, die zu positiven Konsequenzen führen. Angewendet auf das Biofeedback bedeutet dies, dass eine häufige positive Konsequenz das Gefühl von Entspannung sein kann. 

Die erlernte Veränderung von körperlichen Funktionen ist ein wichtiger Wirkfaktor des Biofeedbacks, welche die Behandlung erfolgreich machen kann. Andere Wirkfaktoren des Biofeedbacks umfassen:

Die Veränderung der Selbstwirksamkeitserwartung 
Die Selbstwirksamkeitserwartung beschreibt den Glauben einer Person an sich selbst, dass sie ihre Umwelt beeinflussen und somit auch willentlich verändern kann. Wie oben beschrieben, lernen betroffene Personen bei der Biofeedback-Behandlung, Körperfunktionen zu kontrollieren, welche bis anhin als unkontrollierbar eingeschätzt wurden. Der Behandlungserfolg scheint grösser zu sein, wenn die betroffene Person solche Kontrollerfahrungen während des Biofeedbacks machen kann und sich nicht als hilflos ausgeliefert wahrnimmt. 

Die Verbesserung der Wahrnehmung körpereigener Prozesse
Häufig werden im Zusammenhang mit einer psychischen Belastung oder Erkrankung die körpereigenen Prozesse fehlinterpretiert. Mitunter wird zum Beispiel das plötzlich ohne einen augenscheinlichen Grund sehr schnell schlagende Herz als Symptom eines bevorstehenden Herzinfarktes interpretiert, was bei einer betroffenen Person wiederum zu einem Gefühl des Unbehagens und zu Sorgengedanken führen kann. Durch die Rückmeldung der körpereigenen Prozesse während der Behandlung mit Biofeedback lernt die Person, ihren eigenen Körper besser wahrzunehmen.

Weitere allgemeine Wirkfaktoren 
Eine positive Behandlungserwartung scheint das Behandlungsergebnis zu fördern. Demnach wird zu Beginn eins Biofeedbacks darauf hingewiesen, dass es sich um eine wirksame Behandlungsform handelt. 

Eine konstruktive therapeutische Beziehung zwischen der betroffenen Person und der Fachperson wird in der Psychologie und Psychiatrie als ein wichtiger allgemeiner Wirkfaktor sämtlicher Therapieformen angesehen. Die therapeutische Beziehung umfasst das aktive Zuhören, eine empathische Haltung und eine gegenseitige Akzeptanz. Auch bei der Behandlung mit Biofeedback scheint eine konstruktive therapeutische Beziehung das Behandlungsergebnis zu fördern.

Im dritten Teil werden verschiedene Krankheitsbilder vorgestellt, welche wirksam mit einem Biofeedback-Verfahren behandelt werden können.

Teil 1: Einführung
Teil 3: Behandlung
Teil 4: Geschichte einer Patientin

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