Burnout: die Geschichte eines Patienten

Burnout: die Geschichte eines Patienten

«Bis zu meinem Eintritt in die Clienia Littenheid war die Bewältigung grosser Arbeitspensen für mich gelebter Alltag. Nebenbei, in meiner Freizeit, war ich zudem ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen tätig. Ich mag es, mich für eine Sache zu engagieren, mich zu präsentieren, etwas Prägendes zu tun.

Ich bin gleichzeitig bei zwei verschiedenen Arbeitgebern angestellt, in einem 60-Prozent-Pensum als Lehrer und einem 40-Prozent-Pensum als Mitglied einer Behörde, mit häufigen Sitzungen am Abend und einigen Wochenendverpflichtungen. Vor rund vier Jahren fühlte ich mich zusehends erschöpft und ausgebrannt. Ich hangelte mich nur noch von Ferien zu Ferien, immer mit dem Vorsatz, dann die vielen unerledigten Geschäftsprojekte endlich anzupacken. Umgesetzt habe ich diese Pläne nie, fühlte mich zu ausgelaugt und schob den riesigen Berg an Arbeit vor mir her. Das schlechte Gewissen war zu meinem ständigen Begleiter geworden. Spätestens zwei Wochen nach den Ferien war jeweils wieder ein sehr hoher Stresslevel erreicht, die guten Vorsätze, zum Beispiel Sport zu treiben, waren verpufft. Ich dachte, ich könne mir keinen einzigen freien Abend gönnen, weil es ja noch so zu tun gab.

So begab ich mich zum ersten Mal in eine ambulante, psychiatrische Behandlung. Nach ein paar Gesprächen entschied ich mich aber, „die Sache“ alleine auf die Reihe zu kriegen. Bei der Behörde standen zu der Zeit Neuwahlen an, denen ich mich stellen wollte. Schwäche zu zeigen, war in dieser Situation keine Alternative für mich. Natürlich verbesserte sich die Situation nicht, ganz im Gegenteil. Erschwerend kam dazu, dass ich kurze Zeit später eine Aussenbeziehung mit einer Frau einging. Die Distanz zwischen meiner Ehefrau und mir war zu gross geworden. Nach einem längeren Hin und Her folgte schliesslich ein Neustart mit meiner Frau. Dieser fühlte sich am Anfang richtig gut an, meine lang gehegte Hoffnung nach Nähe schien auf gutem Weg, endlich erfüllt zu werden. Meine Frau, die häufig krank war, entfernte sich dann aber immer weiter von mir und verabschiedete sich schliesslich selber für ein paar Wochen zur Erholung in eine ferne Klinik. Ich empfand diese Situation als heftigen Bruch. Neben allem andern lastete nun auch noch die ganze Haus- und Gartenarbeit auf mir. Letztlich zerbrach unsere Ehe und meine Frau zog vor zwei Jahren aus unserem gemeinsamen Haus aus. Seither ist auch die finanzielle Situation angespannt. Deshalb wollte ich auch an meiner Arbeitssituation und der damit einhergehenden Überlastung nichts ändern.

Im letzten Herbst musste ich mich einem kleinen chirurgischen Eingriff unterziehen und war danach krankgeschrieben. Ich hoffte, mich während dieser Zeit zu erholen und meine aufgeschobenen Projekte endlich angehen zu können. Daraus wurde aber nichts, weil mich eine Entzündung in die Knie zwang. Der Januar war wiederum geprägt von vielen Sitzungen, die teilweise bis spät in die Nacht dauerten. Ich konnte nicht mehr schlafen, fühlte mich völlig erschöpft, ohnmächtig und todmüde. Endlich erkannte ich, dass es so nicht mehr weitergehen konnte und liess mich von meinem Hausarzt in die Clienia Littenheid überweisen.

Auf der Website machte mir die Klinik einen sympathischen Eindruck und schon beim Vorgespräch mit der Psychologin fühlte ich mich verstanden und sehr gut aufgehoben. Ich habe ausserdem noch nie eine Firma oder Institution gesehen, bei der der Anspruch „der Kunde steht im Zentrum unseres Tuns“ so sprichwörtlich gelebt wird wie in Littenheid. Am meisten gebracht haben mir die psychotherapeutischen Einzelgespräche sowie körperliche Betätigungen wie zum Beispiel Yoga, Kraft- und Dehnungsübungen und Laufen.

Wie es beruflich konkret weitergeht, weiss ich noch nicht. Ich kann mir vorstellen, den Wiedereinstieg als Lehrer mit stetig steigendem Pensum anzugehen. Ob ich mein Behördenmandat weiterführe, steht noch in den Sternen – vermutlich ist es nicht sinnvoll, wieder den selben Weg zu beschreiten. Zur Stabilisierung werde ich nach meinem Austritt drei Monate lang eine Tagesklinik in der Nähe meines Wohnortes besuchen. Ich habe gemerkt, dass Erfolg nicht nur von meiner Leistung abhängt, sondern auch, dass ich auf mich achtgebe. Ich arbeite bezüglich Selbstfürsorge weiterhin intensiv an mir und empfehle, Veränderungen aktiv anzugehen, solange man noch dazu in der Lage ist.»

R.L. (Name geändert) ist 54 Jahre alt und war während 9 Wochen Patient auf der psychotherapeutischen Privatstation der Clienia Littenheid AG.

Teil 1: Burnout: Symptome und Diagnose

Teil 2: Burnout: Ursachen

Teil 3: Burnout: Behandlung

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