Chronische Erkrankungen - Auswirkungen auf die Psyche: Psychische Folgen

Chronische Erkrankungen - Auswirkungen auf die Psyche: Psychische Folgen

Im zweiten Beitrag zum Thema "Chronische Erkrankungen - Auswirkungen auf die Psyche" werden die psychischen Folgen einer chronischen Erkrankung umrissen.

Teil 1: Definition und Entstehung

Chronische Erkrankungen ziehen eine Vielzahl an psychischen Folgen nach sich. Die wahrgenommene Belastung einer chronischen Erkrankung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die Unterschiede begründen sich in Persönlichkeitsfaktoren, dem sozialen Umfeld sowie den individuellen Ressourcen und Vulnerabilitäten. Chronisch erkrankt zu sein bedeutet einen Kontrollverlust, was Stress auslöst und Hilflosigkeit verursacht. Dieser Stress kann wiederum den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen, was zu mehr Stress führen kann. Die Diagnose ruft viele Unsicherheiten hervor bezüglich der eigenen Identität und Lebensplanung. Von Betroffenen muss eine grosse Anpassungsleistung erbracht werden, um mit der Krankheit umgehen zu können. Eine chronische Erkrankung führt zu wahrgenommenen und tatsächlichen Einschränkungen, deren Folgen genauso herausfordernd sein können, wie die körperlichen Symptome. Als Folge der Erkrankung können sich Schwierigkeiten im Umgang mit dem Gesundheitssystem, familiäre, finanzielle, soziale und psychische Probleme entwickeln. Durch die Erkrankung kann es sein, dass sich die berufliche Situation ändert und Anpassungen im sozialen Umfeld erfolgen müssen.

Unklarheiten bezüglich der sozialen Rollen
Im Gegensatz zu akuten Erkrankungen begleitet eine chronische Erkrankung die Betroffenen dauerhaft. Daher passt die typische Krankenrolle nicht auf chronisch Erkrankte. Während bei akut Erkrankten der Fokus auf die schnelle Genesung gelegt wird, so ist dies bei einer chronischen Erkrankung nicht anwendbar. Vielmehr geht es um eine Anpassung an den Zustand und einen möglichst guten Umgang mit der Erkrankung. Es handelt sich nicht um einen Ausnahmezustand wie bei einer akuten Krankheit. Unsere Gesellschaft ist auf Leistungsfähigkeit ausgerichtet und es besteht in vielen Fällen eine grosse Erwartungshaltung an erkrankte Menschen, schnellstmöglich wieder die erforderten Leistungen erbringen zu können. Es wird erwartet, dass die hierfür notwendigen Massnahmen ergriffen werden. Dies ist bei einer chronischen Erkrankung jedoch nicht im gleichen Ausmass möglich wie bei einer akuten. Eine dauerhafte Einschränkung kann daher bei Betroffenen zu Unsicherheiten und Gefühlen der Unzulänglichkeit führen. Die unklare soziale Rolle stellt eine zusätzliche Belastung zur chronischen Erkrankung dar.

Krankheitsbewältigung
Die Krankheitsbewältigung bezeichnet den psychischen und aktiven Prozess, die Folgen und Belastungen einer Erkrankung zu verarbeiten, auszugleichen und abzuschwächen. Die Bewältigung wird von vom Krankheitsverlauf, Persönlichkeitsfaktoren und dem sozialen Umfeld beeinflusst. Eine günstige Krankheitsbewältigung zeichnet sich durch einen stabilen, an das Funktionsniveau angepassten Zustand aus, in dem die bestmögliche Lebensqualität erreicht wird. Bei einer ungünstigen Krankheitsbewältigung entwickeln sich psychische Erkrankungen. Dies ist bei Personen mit einer chronischen Erkrankung häufig der Fall. Die psychischen Erkrankungen können sich wiederum negativ auf den Krankheitsverlauf der chronischen Erkrankungen auswirken.

Typische Herausforderungen chronischer Erkrankungen
Chronisch Erkrankte haben mit einem Gefühl der Verletzung ihrer körperlichen Integrität zu kämpfen. Die Erkrankung bedroht ihr Selbstbild und je nach Erkrankung ihr Leben. Es ist schwierig zu akzeptieren, dass die Erkrankung irreversibel ist und je nach dem progredient verläuft. Zudem gilt es auch, mit der reduzierten körperlichen Leistungsfähigkeit klarzukommen. Chronische Schmerzen sind Teil vieler chronischer Erkrankungen und stellen eine Belastung dar, deren Bewältigung viel Energie benötigt. Zudem sehen sich viele Betroffene therapeutischen Massnahmen ausgesetzt, die sie zum Teil aversiv erleben. Dazu kommt gleichzeitig die Abhängigkeit vom medizinischen System. All dies kann zu Gefühlen der Hilflosigkeit, Wut, Scham, Depression und Angst führen. In diesem Zusammenhang kommt es oft zu Depressionen, Angststörungen, Anpassungsstörungen und Körperschemastörungen.

Informationsbedarf und die Arzt-Patient-Beziehung
Um Entscheidungen bezüglich des weiteren Vorgehens treffen zu können, bedarf es verlässlicher Informationen. Durch die psychische sowie körperliche Beeinträchtigung ist der Entscheidungsprozess ohnehin erschwert. Daher ist der Bedarf nach Informationen besonders gross. Es kann eine grosse Belastung sein, Entscheidungen bezüglich der Behandlung treffen zu müssen. Es kann Angst auslösen, über verschiedene Krankheitsverläufe, Komplikationen und Nebenwirkungen nachzulesen. Deshalb ist eine gute Beratung durch den Arzt für viele Betroffene eine Entlastung. Aufgrund der Abhängigkeit vom Gesundheitssystem ist eine vertrauensvolle Beziehung zum Arzt bei chronisch Kranken besonders wichtig. Häufige Ärztewechsel werden belastend wahrgenommen. Dennoch kann es unter Umständen lange dauern, bis die Betroffenen einen Arzt finden, dem sie voll vertrauen. Sie wünschen sich, als ganzheitliche Person wahrgenommen zu werden und Bedenken bezüglich der Behandlung ausdiskutieren zu können. Dies ist ein wichtiger Faktor für eine gute Compliance und Therapieadhärenz.

Teil 3: Behandlung und Bewältigung

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