Demenz: Behandlung

Demenz: Behandlung

Im dritten von vier Teilen stellt Clienia die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten von Demenzerkrankungen vor.

Teil 1: Symtome und Diagnosen

Teil 2: Ursachen und Verlauf

Wichtig in der Behandlung  ist die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Demenzformen. Werden sekundäre Demenzen (z.B. Unterfunktion der Schilddrüse, schweres Erschöpfungssyndrom, Vitamin-B12-Mangel, Neuroborreliose) früh erkannt, lassen sie sich je nach Ursache in aller Regel gut behandeln und oft auch heilen.

Die primären Formen wie eine Demenz vom Alzheimertyp oder eine Parkinson-Demenz hingegen sind nicht heilbar. Sie können aber sehr wohl behandelt und der Verlauf verzögert werden. Ganz im Zentrum steht dabei die Lebensqualität der Patienten und ihrer Angehörigen. Eine Demenz ist nicht nur eine Erkrankung des Betroffenen, sondern immer auch eine Erkrankung des gesamten sozialen Umfelds. Diesem ist ganz besonders Rechnung zu tragen.

Für die Behandlung einer Demenz wird mit dem Patienten und seinen Angehörigen ein individueller Therapieplan erstellt. Dieser setzt sich meistens aus einer medikamentösen Behandlung und psychotherapeutischen bzw. psychosozialen Massnahmen zusammen.

Medikamentöse Behandlung
In der medikamentösen Behandlung werden vor allem Antidementiva eingesetzt. Antidementiva beeinflussen verschiedene Botenstoffe des Gehirns und helfen dabei, die kognitive Leistungsfähigkeit zu stabilisieren. Die Wirksamkeit ist von Person zu Person unterschiedlich. Manche Patienten erfahren eine Verbesserung zum Beispiel der Gedächtnisfunktion, während bei anderen Patienten eine Verzögerung der Verschlechterung herbeigeführt werden kann. Antidementiva können also geistige Fähigkeiten länger erhalten. Allerdings hält die Wirkung meist nur für eine begrenzte Zeit an, und die Erkrankung schreitet weiter fort. Dennoch gilt zu erwähnen, dass Antidementiva nicht nur Effekte auf die kognitive Leistungsfähigkeit, sondern insbesondere auch auf Stimmung und Wohlbefinden haben, was für Betroffene und ihre Familien mindestens so wichtig ist.

Nicht selten treten zu Beginn oder im Verlauf einer Demenz depressive Symptome auf. In solchen Fällen werden Antidepressiva eingesetzt, welche eine antriebssteigernde und stimmungsaufhellende Wirkung haben.

Im weiteren Krankheitsverlauf leiden manche Patienten neben den demenztypischen Symptomen auch unter Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Verhaltensstörungen wie Unruhe, Reizbarkeit und Aggressivität. In solchen Fällen können Neuroleptika die Symptome lindern. Diese Medikamente werden aufgrund von möglichen Nebenwirkungen nur eine begrenzte Zeit eingesetzt.

Wie bereits in Teil 1: Symptome und Diagnosen beschrieben, ist die Erhebung der Krankheitsgeschichte ein zentraler Faktor jedes Therapiebeginns.

Psychotherapeutische und psychosoziale Massnahmen
Im Zentrum der Demenzbehandlung stehen psychotherapeutische und psychosoziale Interventionen. Übergeordnete Zielsetzungen sind Wohlbefinden und Lebensqualität.

Das behandelnde Fachpersonal kann eine Demenz auch mit einer Reihe von nicht-medikamentösen Interventionen behandeln.

Bewegung, kognitive und soziale Stimulation
Die Grundpfeiler der nichtmedikamentösen Behandlung bestehen aus körperlicher Aktivität sowie kognitiver und sozialer Stimulation. Gemeint ist leichte, aber regelmässige körperliche Betätigung, ferner das Pflegen sozialer Kontakte und der “Gebrauch” des Gehirns, sei es durch Lesen, Texteschreiben oder durch eine ehrenamtliche Tätigkeit. Alle genannten Massnahmen wirken sich günstig auf den Verlauf aus.

Anpassung von Hilfsmitteln wie Brille und Hörgerät
Kognitive und soziale Stimulation werden durch den Seh- und Hörsinn unterstützt. Deshalb ist frühzeitig darauf zu achten, dass Einschränkungen durch Brille und Hörgerät korrigiert werden.

Kognitives Training und Erlernen von Kompensationsstrategien
Beim kognitiven Training werden die geistigen Fähigkeiten einer betroffenen Person trainiert. So werden zum Beispiel in Einzel- oder auch Gruppentherapien Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Orientierung gefördert. Dieses Training soll dazu beitragen, die kognitiven Fähigkeiten einer Person zu stabilisieren und wird vorwiegend in frühen Krankheitsstadien eingesetzt. Wichtig ist, zu beachten, dass Patienten durch das kognitive Training weder unter- noch überfordert werden.

Insbesondere das Erlernen von Bewältigungsstrategien ist oft sehr hilfreich. Darunter fallen beispielsweise das Führen einer Agenda, der Gebrauch von einfachen Anleitungen zum Bedienen von Geräten (z.B. Fernseher), das Anbringen von Kalendern und Analoguhren zur besseren zeitlichen und das Anbringen von Symbolen (z.B. WC-Symbol auf der Toilettentür) zur besseren räumlichen Orientierung.

Autobiographisches Arbeiten
Bei der autobiographischen Arbeit soll sich die betroffene Person mit Hilfe von Fotos oder persönlichen Gegenständen an positive Erlebnisse erinnern und davon erzählen. Der Patient hält durch das autobiographische Arbeiten die Erinnerungen an die vergangenen Zeiten wach und stärkt somit das Gefühl der eigenen Identität.

Ähnlich zum autobiographischen Arbeiten kann auch eine Musiktherapie (d.h. selber ein Instrument spielen oder vertraute Melodien hören) positive Erinnerungen und Gefühle hervorrufen.

Psychotherapeutische Behandlung
Die Diagnose einer Demenzerkrankung kann bei betroffenen Personen Ängste, Sorgen oder Depressionen auslösen. Eine Psychotherapie kann dabei helfen, besser mit der Krankheit umgehen zu können. Ferner gilt es, eine depressive Entwicklung gezielt zu behandeln.

Ergotherapie und alltagspraktische Unterstützung
Mit Hilfe der Ergotherapie lassen sich konkrete Tätigkeiten üben. So können zum Beispiel alltägliche Tätigkeiten wie Einkaufen, Kochen oder Tätigkeiten aus dem Freizeitbereich regelmässig geübt werden. Dies kann sich positiv auf die Selbständigkeit und das Wohlbefinden des Patienten auswirken.

Angehörigenberatung und Angehörigengruppen
Oberstes Ziel in Bezug auf die Angehörigen ist es, Überforderung, Isolation und Erschöpfung zu vermeiden. Angehörigenberatung insbesondere bezüglich Umgang mit den Betroffenen (z.B. Anleitung zu einfacher Kommunikation) kann gute Dienste leisten. Weiter stellt die Unterstützung bei der Organisation von Entlastungshilfen eine wesentliche Massnahme dar (z.B. Spitex, Haushaltshilfe, Heimaufenthalte).

Auch der Austausch mit anderen betroffenen Angehörigen kann eine Hilfestellung darstellen, zum einen, um Erfahrungen teilen zu können, zum anderen, um festzustellen, dass man nicht alleine ist und dasselbe Schicksal auch anderen widerfährt.

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