Teil 1: Symptome & Diagnose
Haben Sie sich auch schon traurig und niedergeschlagen gefühlt? Hatten Sie auch schon das Gefühl, keine Energie zu haben? Das ist auch ganz normal. Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens Phasen von Energielosigkeit oder Traurigkeit – sei es bei einem Misserfolg oder nach dem Verlust eines geliebten Menschen. Vielfach können wir mit solchen Situationen umgehen.
Ab und zu geraten Menschen aber in Situationen oder werden mit Dingen konfrontiert, die aus eigener Kraft nur schwer zu bewältigen sind. Der Zustand von Niedergeschlagenheit wird zum ständigen Begleiter. Es wird schwierig, denn Alltag zu meistern. So kann aus einer momentanen Niedergeschlagenheit eine Depression entstehen. Die Depression ist kein Zeichen von persönlicher Schwäche und kann nicht mit Willenskraft oder mit gutgemeinten Ratschlägen des sozialen Umkreises überwunden werden. Es ist eine ernstzunehmende Erkrankung - mit über 300 Millionen betroffenen Menschen weltweit.
Eine Depression ist in den meisten Fällen gut behandelbar, wenn sie erkannt wird. Deshalb ist es wichtig, über Depression zu sprechen.
Symptome
Die depressive Störung zeichnet sich durch drei Kernsymptome aus:
depressive Stimmung, welche für die betroffene Person in einem ungewöhnlichen Ausmaß ist
Verlust von Freude und Interesse an Aktivitäten, die normalerweise erfreulich empfunden werden
erhöhte Ermüdbarkeit und verminderter Antrieb
Des Weiteren können bei einer depressiven Erkrankung folgende Zusatzsymptome auftreten:
vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen
vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
unbegründete Selbstvorwürfe oder Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
Schlafstörungen
Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Suizid
Appetitlosigkeit
Es ist nicht ungewöhnlich, dass depressive Menschen neben den psychischen Symptomen auch unter körperlichen Beschwerden leiden:
deutlicher Gewichtsverlust
Verlust des sexuellen Interesses
Magen-Darm-Beschwerden
Kopfschmerzen
Schwindel
Falls Sie eine Selbstbeurteilung durchführen möchten, klicken Sie auf folgenden >Link. Dieser Selbst-Test stellt keine Diagnose, sondern dient lediglich der Orientierung.
Diagnose
Für eine Diagnose ist ein ausführliches Gespräch mit einer Fachperson notwendig. Dabei wird neben der aktuellen Problematik auch die aktuelle Lebenssituation und die Lebens- und Familiengeschichte der betroffenen Person angeschaut und auch mögliche körperliche Ursachen für eine depressive Problematik abgeklärt.
Unabhängig von den auslösenden Faktoren kann eine Depression in verschiedenen Formen, Ausprägungen und Beschwerdedauer auftreten:
Depressive Episode
Für die Diagnose einer depressiven Episode liegen über mehr als zwei Wochen Hauptsymptome und Zusatzsymptome vor. Deren Anzahl bestimmt den Schweregrad der depressiven Episode:
Leichte depressive Episode: Der Betroffene leidet an mindestens zwei oder drei Kern- und eins bis drei Zusatzsymptomen. Die betroffene Person fühlt sich dadurch beeinträchtigt, aber ist oft in der Lage, ihre Aktivitäten weiterzuführen.
Mittelgradige depressive Episode: Im Unterschied zur leichten depressiven Episode sind bei der Mittelgradigen vier oder mehr Zusatzsymptome vorhanden, was die betroffene Person in ihrem Alltag stark beeinträchtigt.
Schwere depressive Episode: Diese Episode ist gekennzeichnet durch mehrere intensive Symptome und häufig begleitet von Suizidgedanken und -handlungen.
Rezidivierende (wiederkehrende) depressive Störung
Bei der rezidivierenden depressiven Störung treten depressive Episoden wiederholt auf, wobei die betroffene Person zwischen den Episoden beinahe symptomfrei ist.
Sonderfall Winterdepression: Die Winterdepression wird zu den wiederkehrenden depressiven Störungen zugeordnet, weil sie abhängig von der Jahreszeit ist. Betroffene zeigen in den Herbst- und Wintermonaten neben der Antriebslosigkeit auch atypische Depressionssymptome, wie zum Beispiel vermehrtes Schlafbedürfnis, verlängerter Schlaf oder eine Appetitsteigerung. Interessanterweise leiden Frauen viermal häufiger an einer Winterdepression als Männer.
Dysthimia
Betroffene einer Dysthimia haben eine chronisch depressive Verstimmung über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren. Sie empfinden vieles als anstrengend und sind oft müde. Ihre Grundstimmung wird vor allem durch Niedergeschlagenheit und Traurigkeit dominiert.
Dennoch sind Betroffene oft in der Lage, den Alltag zu meistern. Die Beschwerden erreichen in der Regel nicht das Ausmass einer ausgeprägten depressiven Störung.
Bipolare Affektive Störung
Eine depressive Problematik kann auch im Rahmen einer bipolaren (resp. manisch-depressiven) Erkrankung auftreten. Für eine Diagnose einer bipolaren affektiven Störung müssen mindestens zwei Episoden vorliegen:
Manie: Diese Episode zeichnet sich durch eine gehobene Stimmung mit vermehrtem Antrieb und Aktivität aus. Die Manie hat folgende Kriterien:
-
gesteigerte Aktivität / motorische Unruhe
-
Rededrang
-
Gedankenrasen
-
verminderte soziale Hemmung
-
vermindertes Schlafbedürfnis
-
überhöhte Selbsteinschätzung / leichtsinniges Verhalten
-
gesteigertes Sexualverhalten
-
Depression: In dieser Episode zeigt sich wieder eine Stimmungssenkung und verminderter Antrieb.
Falls Sie als Betroffene oder auch als Angehörige professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen möchten, finden Sie Kontaktpersonen der Clienia über diesen >Link.
Teil 2: Ursachen einer Depression