Teil 1: Essstörungen Symptome und Diagnose
Teil 3: Essstörungen Behandlung
Nachdem im ersten Teil dieser Reihe vor allem die Symptome und generelle Aspekte zu Essstörungen im Vordergrund standen, soll nun der Fokus auf die Entstehung, die möglichen Ursachen dieser Problematik im Essverhalten gelegt werden.
Grundsätzlich gilt es festzuhalten, dass Essstörungen, wie die meisten psychosomatischen Krankheitsbilder, nicht durch einen einzigen Faktor oder Umstand entstehen, sondern ein Zusammenspiel von mehreren Gegebenheiten zu der Problematik führt. Dabei gilt es sämtliche Lebensbereiche zu berücksichtigen. Nachfolgend werden einige mögliche Ursachen, welche Faktoren das Risiko an einer Essstörungen zu erkranken womöglich erhöhen, genauer durchleuchtet und beschrieben.
Biologisch-genetisch
Gemäss aktuellen Forschungsergebnissen sind nicht nur psychologische und soziale Begebenheiten, sondern auch genetische Faktoren an der Entstehung von Essstörungen beteiligt. Inwiefern die Entdeckung dieser Gene den Umgang mit zum Beispiel Anorexie verändern wird, wird sich wohl in den nächsten Jahren genauer zeigen und herauskristallisieren.
Eine weitere körperliche Ursache können Lebensmittelunverträglichkeiten, wie zum Beispiel eine Fruktoseintoleranz, aus der sich eine Anorexie entwickeln kann, sein.
Persönlichkeit
Auch die Persönlichkeit einer Person kann das Risiko einer Erkrankung erhöhen oder aber auch davor schützen. Wie bei einigen psychischen Krankheiten stellt ein geringes Selbstwertgefühl ein erhöhtes Risiko dar. In Kombination damit, gibt es weitere potentiell ungünstige Persönlichkeitsmerkmale und -eigenschaften:
Starkes Bedürfnis nach Kontrolle
Probleme im Umgang mit der Regulation von Emotionen
Ein ausgeprägtes Leistungsmotiv (Perfektionismus)
Die zugrundeliegenden Wirkmechanismen sind jenen von Suchterkrankungen ziemlich ähnlich. So kann zum Beispiel übermässiges Essen eine vergleichbar stress-reduzierende Wirkung haben wie der Konsum von Alkohol.
Jugend, Familienstruktur
Essstörungen können grundsätzlich in jeder Lebensphase auftreten. Da sich Jugendliche allgemein in einer sensiblen Phase der Entwicklung befinden und vorher beschriebene Persönlichkeitsmerkmale oft besonders stark ausgeprägt sind, ist das Risiko im Jugendalter an einer Störung des Essverhaltens zu erkranken, erhöht. Entsprechend ist das familiäre Umfeld von entscheidender Bedeutung. Auch dies ist bei vielen anderen psychischen und psychosomatischen Krankheiten ein wichtiger Faktor. Folgende Punkte, die das familiäre Umfeld betreffen, gehen mit einem erhöhten Risiko einher, dass Kinder oder Jugendliche eine Essstörung entwickeln:
Emotionale Vernachlässigung
Unverhältnismässige Kontrolle durch Eltern
Zu viel Verantwortung für Kind/Jugendlichen z.B. nach Scheidung
Unterdrückung von (negativen) Emotionen in der Familie
Hohe Erwartungen von Elternseite, z.B. bezüglicher schulischer Leistungen
Elternteil leidet an Essstörung oder sonstiger psychischer Krankheit
Gesellschaft, Psychosoziales
In den vorangehenden Abschnitten wurden einige mögliche Ursachen von Essstörungen aufgezeigt. Viele der beschriebenen Punkte haben gemeinsam, dass sie Druck auf die betroffenen Personen ausüben. Sei es Druck, der von anderen Personen ausgeübt wird, oder aber Druck, der durch eine körperliche Begebenheit oder eine Situation im Umfeld zustande kommt. In dieses Muster passt auch jenes der Schön- und Schlankheitsideal. Dieses gilt als wichtige Komponente in der Verbreitung von Essstörungen. Wie bereits beschrieben sind Jugendlich generell einem höheren Risiko ausgesetzt, an einer Essstörung zu erkranken. Neben der emotionalen Entwicklung geschieht bei Ihnen insbesondere auf körperlicher Ebene sehr viel, was grundsätzlich zu einer stärkeren Auseinandersetzung mit dem eigenen Körperbild führt. Daher sind Persönlichkeitsmerkmale wie zum Beispiel ein gesunder Selbstwert oder Umgebungsfaktoren wie stabile und wertschätzende Familienverhältnisse sehr wichtig, damit Jugendliche nicht krampfhaft versuchen, Bestätigung und Wertschätzung ausschliesslich durch ein angeblich ideales, aber womöglich ungesundes Körperbild zu erlangen.
Komorbiditäten
Menschen, die an Essstörungen leiden oder früher daran gelitten haben, sind grundsätzlich einem höheren Risiko an einem anderen psychischen Störungsbild zu erkranken ausgesetzt. Dabei spielt es keine Rolle, welche der unterschiedlichen Formen von Störungen des Essverhaltens vorliegt. Liegen bei einer betroffenen Person noch weitere psychische Erkrankungen vor, erschwert dies entsprechend eine erfolgreiche Behandlung. Dies ist damit zu begründen, dass Störungen des Essverhaltens oft komplexe Krankheitsbilder zugrunde liegen. Im nächsten Teil dieses Blog wird darüber berichtet, was mögliche Behandlungsformen sind und wie diese aussehen könnten.