Essstörungen: Symptome und Diagnosen

Essstörungen: Symptome und Diagnosen

Im ersten von vier Teilen zu Essstörungen zeigen wir Ihnen auf, welche Formen es davon gibt und wie sich diese auszeichnen.

Teil 2: Essstörungen Ursachen

Teil 3: Essstörungen Behandlung

Essstörungen als Krankheit
Aus medizinischer Sicht gelten Essstörungen als Störungen des Verhaltens, im Rahmen derer die gedankliche Auseinandersetzung mit Essen in ständigem Zusammenhang mit dem Körpergewicht steht. Die Problematik kann einerseits in die Richtung der Unterernährung, als auch in diejenige der übermässigen Nahrungszufuhr gehen. Eine starke Ausprägung von diesem dysfunktionalem Essverhalten führt in der Regel zu Problemen, die verschiedene Lebensbereiche erheblich beeinträchtigen. Neben körperlichen und mentalen Problemen, ist oft auch das Sozialleben der betroffenen Person stark von der entsprechenden Störung des Essverhaltens geprägt. In diesem und den folgenden Teilen des Blogs werden einige zentrale Aspekte von Essstörungen erörtert und die zugrundeliegenden Mechanismen, sowie die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Einteilung und Symptome
Zu den bekanntesten Essstörungen gehören die sogenannte Anorexia nervosa, umgangssprachlich bekannt als Magersucht, als auch die Bulimia nervosa (Bulimie, Ess-Brechsucht). Auf der anderen Seite des Spektrums steht auch die Binge-Eating-Störung (Esssucht) oft im Fokus der psychosomatischen Medizin. Diese drei Diagnosen werden nachfolgend kurz beschrieben und die wichtigsten Symptome und Unterscheidungsmerkmale erläutert.

Anorexia nervosa (Magersucht)

Zu den wichtigsten Merkmalen der Magersucht gehört das absichtliche Herbeiführen und Aufrechterhalten von Gewichtsverlust. Dabei steht die Angst vor einem dicken, unförmigen Körper im Vordergrund, welche einerseits durch eine sehr eingeschränkte Aufnahme von Nahrung, erzwungenes Erbrechen und Abführen, als auch durch übertriebene körperliche Betätigung erreicht werden soll. Zu häufigen Symptomen zählt auch die Störung des Stoffwechsels, welche durch die Unterernährung entsteht.

Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht, Bulimie)

Der Zentrale Mechanismus der Bulimie ist derselbe wie der der Magersucht, nämliche die ständige Beschäftigung mit dem eigenen Körpergewicht und der Körperform. Im Gegensatz zur Magersucht haben Personen, die an Bulimie leiden aber möglicherweise ein Körpergewicht, das durchaus im Normbereich liegt. Neben selbst herbeigeführtem Erbrechen treten bei Bulimie nämlich auch häufig extremer Heisshunger und daraus folgende Essanfälle auf. Das häufige Erbrechen kann ebenfalls zu Störungen des Stoffwechsels, genauer des Elektrolythaushaltes führen.

Binge-Eating-Störung (Esssucht)

Die zuvor erwähnten Essanfälle prägen die Symptomatik bei der Esssucht. Im Unterschied zu der Bulimie, wird die übermässige Nahrungsaufnahme durch diese unkontrollierten Attacken nicht durch Erbrechen, Abführen oder Sport ausgeglichen, sondern führt in der Regel zu Übergewicht der betroffenen Person.

Zahlen
Im Jahre 2012 veröffentlichte das Schweizer Bundesamt für Gesundheit Zahlen zu der Verbreitung von Essstörungen. Diese zeigten auf, dass 3.5% der Schweizer Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an einer Form der vorher aufgeführten Essstörungen leiden. Dabei sind Frauen generell deutlich häufiger betroffen als Männer. Der Grund dafür könnte in der Tatsache liegen, dass Essstörungen eine Ausdrucksform von zugrundeliegenden psychischen Problem sind und sich diese bei Frauen eher in problematischem Essverhalten äussern, wobei Männer eher an anderen problematischen Verhaltensmustern leiden.

Ganzheitliche Betrachtung
Die Mechanismen rund um die Problematik der Essstörungen sind, wie die meisten im Bereich der psychosomatischen Krankheitsbilder, höchst komplex. Bei der Diagnosestellung und Betrachtung der Symptome einer Essstörung gilt es jeweils auch den Ansatz zu beachten, bei dem das Essverhalten Symptom einer tieferliegenden psychischen Problematik darstellt. So kann exzessives Essen oder krankhafter Verzicht die Funktion eines emotionalen Puffers oder Ventils haben. Daher ist es im Rahmen der Diagnostik von Essstörungen unabdingbar, sämtliche  Aspekte einer Person wie zum Beispiel die Biografie, das soziale Umfeld, die Persönlichkeit und das Vorliegen anderer psychischer und physischer Krankheitsbilder zu betrachten.

Komorbiditäten
Wie bereits erwähnt, können psychische Krankheitsbilder eine wichtige Rolle spielen bei der Manifestierung von Essstörungen. Personen, die an Essstörungen leiden, haben oft einen eher niedrigen Selbstwert und ein gewisses Gefühl von Kontrollverlust. Dies sind auch die Charakteristiken, welche eine Depression auszeichnen und prägen. Der wahrgenommene Verlust der Kontrolle über das eigene Handeln und die eigenen Gefühle wird durch die Symptomatiken sämtlicher Essstörungen in der Regel verstärkt, so dass oftmals nicht klar bestimmt werden kann, ob die depressiven Gefühle eher als Ursache oder Folge des dysfunktionalen Essverhaltens zu betrachten sind. Dieser Teufelskreis illustriert die Komplexität rund um die Problematik von Essstörungen. Die möglichen Ursachen werden im nächsten Teil des Blogs genauer erläutert.

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