Komplementärmedizin in der Psychiatrie: Definition und Einführung

Komplementärmedizin in der Psychiatrie: Definition und Einführung

Im ersten von vier Teilen zu Komplementärmedizin in der Psychiatrie klärt Clienia über einige grundlegende Tatsachen auf.

Teil 2: Komplementärmedizin in der Psychiatrie. Spannungsregulation.

Teil 3: Komplementärmedizin in der Psychiatrie. Schmerzen. 

Komplementäre Medizin
Um das Wesen der Komplementärmedizin zu erläutern, erscheint es durchaus sinnvoll die Bedeutung des Begriffes komplementär genauer anzuschauen. Komplementär bedeutet ergänzend. Entsprechend angewendet auf den Kontext der Medizin umfasst die Komplementärmedizin Methoden, welche ergänzend und/oder unterstützend zu schulmedizinischen Praktiken eingesetzt werden. Dies gilt auch für das spezifische Feld der Psychiatrie. Die Komplementärmedizin steht als Sammelbegriff für alternative Behandlungsmethoden, Diagnoseverfahren und Heilmittel. Sie hat eine lange Tradition, einige dieser Methoden reichen Jahrtausende zurück und langsam setzt sie sich auch in der Naturwissenschaft durch, da immer mehr evidenzbasierte Studien vorliegen. Das Konzept der Komplementärmedizin basiert grundsätzlich auf dem Prinzip der Integrativen Medizin, also einer Zusammenarbeit von konventioneller Medizin und Komplementärmedizin. Komplementärmedizin geht von einem ganzheitlichen Menschenbild aus und beleuchtet den Hintergrund einer Krankheit: Wie sehen Umfeld und Biografie, Stärken und Schwächen des Menschen aus? Sie versucht, die Ressourcen des Patienten, und somit die Möglichkeiten zur Selbstheilung, zu stärken. Sie fördert die Selbstwahrnehmung, die Eigenverantwortung sowie die Kompetenz im Umgang mit Beschwerden und Krankheiten.

Einordnung im klinischen Alltag
Wurde bei einem Menschen ein psychiatrisches Störungsbild diagnostiziert, wird in der Regel zu Beginn der Therapie ein Plan bezüglich der Medikation, der psychotherapeutischen Behandlung und den komplementärmedizinischen Möglichkeiten erstellt.

Dabei gilt es konkrete Verfahren oder Methoden von förderlichen, gesunden Verhaltensweisen im Alltag zu unterscheiden. So wird zum Beispiel körperlicher Aktivität einen sehr positiven Effekt auf die Entwicklung von Depressions- und Angststörungen zugeschrieben, ohne dass dies zwingend im therapeutischen Rahmen geschehen muss. Ähnliches kann auch für die Ernährung gelten. Solche Verhaltensweisen können für einen Heilungsverlauf von grosser Bedeutung sein. Einige komplementärmedizinische Behandlungsverfahren beziehen sich auf die positiven Effekte körperlicher Aktivität, so zum Beispiel Bewegungs- oder Physiotherapie. In den nachfolgenden Teilen dieses Blogs sollen einige konkrete Anwendungen solcher Therapien dargestellt werden.

Wirkmechanismen
Die Art und Weise, wie komplementäre Therapiemethoden idealerweise wirken unterscheiden sich zwischen Personen, deren Störungsbild, als auch zwischen den einzelnen Methoden. Es gibt jedoch einige Aspekte und Mechanismen, die den meisten Methoden zugrunde liegen. Grundsätzlich zielen die meisten Methoden auf die Schnittstelle zwischen mentalen und körperlichen Aspekten ab. Dies bedeutet, dass das Bewusstsein bezüglich der gegenseitigen Beeinflussung von Körper und Geist verinnerlicht und gestärkt werden soll. 

Des Weiteren sollen dabei Ressourcen der betreffenden Person aktiviert werden, derer sie sich vorher nicht bewusst, oder welche nicht direkt zugänglich waren. Das Aufzeigen dieser Möglichkeiten zur Selbstheilung geht grundsätzlich mit einer Erhöhung der Selbstwirksamkeitserwartung einher. Diese beschreibt das Vertrauen und die Erwartung an die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen, insbesondere im Umgang mit stressreichen und belastenden Situationen. Eine niedrige Ausprägung der Selbstwirksamkeitserwartung ist ein typisches Merkmal einer Depression, aber auch von anderen psychiatrischen Krankheiten. Diese neu aktivierten Ressourcen in den Alltag der betroffenen Person zu integrieren und die Selbstwirksamkeitserwartung nachhaltig zu stabilisieren ist im Allgemeinen ein wichtiges Ziel von komplementärmedizinischen, aber auch von klassisch schulmedizinischen Therapieverfahren.

Angebote Clienia
Die Clienia arbeitet als Institution integrativ und ist stets um ein breit abgestütztes Angebot, was Komplementärmedizin betrifft, bemüht. Das Angebot umfasst sowohl medikamentöse, als auch körperzentrierte Komplementärverfahren. In den nachfolgenden Teilen werden einige konkrete Verfahren in bestimmten Anwendungsfeldern genauer vorgestellt.

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