Lichttherapie: Wirkmechanismus

Lichttherapie: Wirkmechanismus

Teil 1: Einführung

 

Im ersten Teil: Einführung wurde die Wichtigkeit des Tageslichts für den menschlichen Körper und seine psychische Gesundheit beschrieben. Der Einfluss des Tageslichts scheint besonders bei der saisonal-abhängigen Depression (SAD) wichtig zu sein. Diese Form der Depression scheint eng mit dem Wechsel der Jahreszeiten zusammenzuhängen, da sie jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit beginnt und endet. Die SAD und deren subsyndromale Formen sind keineswegs eine Seltenheit, sondern können bei etwa 4 bis 13% der Menschen in der Allgemeinbevölkerung im Laufe ihres Lebens beobachtet werden.

Neben der Gesprächstherapie und medikamentösen Behandlung des depressiven Syndroms haben in den letzten Jahren auch andere Therapieformen, wie zum Beispiel der Einsatz von Lichttherapie, an Bedeutung gewonnen, da sie kein oder ein sehr geringes Nebenwirkungsprofil aufweisen. Wie kann jedoch eine Behandlung mit Licht wirksam sein? Die Wirkmechanismen der Lichttherapie sind noch nicht vollumfänglich geklärt. Im Folgenden werden verschiedene, potenzielle Wirkmechanismen der Lichttherapie erläutert.

Melatoninhypothese

Melatonin ist ein Hormon im menschlichen Körper, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Zyklus' spielt. Bei Dunkelheit wird die Ausschüttung von Melatonin angeregt. So wird dem Körper bei Dunkelheit signalisiert, dass nun Zeit zum Ruhen ist. Der Körper beginnt, Energieverbrauch, Blutdruck und Körpertemperatur zu senken. Fällt dagegen Tageslicht auf die Netzhaut im Auge, so wird die Melatoninbildung und -freisetzung gehemmt. Die Hemmung von Melatonin geht dabei mit einer aktivierenden und wachheitsfördernden Wirkung einher.

Die veränderte Dauer des Tageslichts über die Jahreszeiten widerspiegelt sich in einer veränderten Dauer der Melatoninfreisetzung. In den dunkleren Wintermonaten wird wegen weniger Tageslicht mehr Melatonin freigesetzt, was zu Gefühlen der Trägheit und Schläfrigkeit beitragen kann.

Photochemische Hypothese

Neben dem Dunkelhormon Melatonin scheint es aber noch andere Faktoren zu geben, die wichtig für die Wirksamkeit der Lichttherapie sind. Lichtimpulse, welche die Netzhaut im Auge erreichen, werden in Nervenimpulse umgewandelt und anschliessend an das Gehirn weitergeleitet. Dadurch werden im Gehirn biochemische Veränderungen hervorgerufen, die eine bestehende Störung bei saisonal-abhängiger Depression korrigieren und damit die depressiven Symptome zurückdrängen sollen.

Phasenverschiebungshypothese

Diese Annahme beruht darauf, dass bei Betroffenen einer saisonal-abhängigen Depression der Beginn der nächtlichen Melatoninfreisetzung in den Wintermonaten im Vergleich zu den Sommermonaten eine Phasenverspätung aufweisen soll. Gemäss dieser Annahme hinkt die innere Uhr in der dunklen Jahreszeit der realen Zeit hinterher. Gemäss dieser Annahme würde eine Lichttherapie am Morgen eine verspätete Schlafphase zeitlich vorverlegen und somit die Phasen stabilisieren. Tatsächlich konnten Studien zeigen, dass eine Phasenverzögerung im Tagesrhythmus durch eine Lichttherapie am Morgen korrigiert werden kann.

Obwohl alle Hypothesen ihre Berechtigung haben und teilweise durch Studien unterstützt werden, herrscht bis heute kein Konsens über den genauen Wirkmechanismus der Lichttherapie. Es scheint, dass die Wirksamkeit der Lichttherapie komplex ist und womöglich alle drei Hypothesen integriert.

Im dritten Teil werden wir die praktische Durchführung einer Lichttherapie beschreiben.

 

Teil 3: Behandlung

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