Die Menopause ist eine Zeit des Umbruchs, die bei vielen Frauen eine Vielzahl körperlicher und emotionaler Veränderungen mit sich bringt. Für manche Frauen geht dieser Übergang mit psychischen und physischen Belastungen einher. So auch für Frau G., die mit Mitte Fünfzig eine Reihe herausfordernder Erfahrungen durchlebte, die sie in eine Krise stürzten.
Was Frau G. in den letzten Monaten durchlebte, ist nicht untypisch für viele Frauen, die sich in der Menopause befinden. Die hormonellen Veränderungen, die mit der Menopause einhergehen, können den Körper und die Psyche stark beeinflussen. Schlafstörungen, Hitzewallungen und emotionale Schwankungen sind nur einige der häufig auftretenden Symptome. Da Frau G. schon früher mit Schlafstörungen aufgrund jahrelangen Schlafentzugs durch eines ihrer Kinder zu kämpfen hatte, spürte sie, wie die Angst, wieder am Zahnfleisch zu gehen, immer drängender wurden. Dies und die belastende berufliche Situation, die mehr und mehr an ihr zerrte, führten schliesslich zur Depression und Panikattacken.
Frau G. erinnert sich noch gut an den Beginn ihrer Beschwerden vor gut einem Jahr. Die Symptome setzten schleichend ein – Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Hitzewallungen, Nervosität, innere Unruhe, Gedankenflut. Ihre berufliche Situation als Eventkoordinatorin hatte sie zwar gefordert, ihr aber auch viel Spass gemacht. Dass ihr Vorgesetzter jedoch zunehmend kontrollierender und unnahbarer wurde, belastete Frau G. Immer öfter fühlte sie sich in ihrem beruflichen Umfeld übergangen und missverstanden. Die ständige Anspannung und das Gefühl von Misstrauen erschöpften sie mehr und mehr, was sich schliesslich auch auf ihre psychische Gesundheit auswirkte.
Nach der Durchführung eines emotional belastenden Events und einer darauffolgenden längeren Reise nach Costa Rica, mit der sie sich einen lang gehegten Wunsch erfüllte, brach Frau G. zusammen. Ihre Zweifel an sich selbst und ihre berufliche Situation stürzten sie in ein tiefes Loch. Zwar nahm sie die Unterstützung ihrer Familie und Freunden an, aber die Angst und die ständige Anspannung liessen sie nicht los. Eine kurze Atempause durch einen Temporärjob in einem Labor und eine neue Herausforderung als Klassenassistenz in einer Primarschule brachten ihr nicht die erhoffte Erleichterung. Stattdessen nahmen die Symptome immer mehr zu. Die körperlichen und emotionalen Belastungen führten sie an ihre Grenzen.
Eines der prägendsten Erlebnisse in dieser Phase war ein Vorfall, der Frau G. vollends aus dem Gleichgewicht brachte: Als sie in den Bus steigen wollte, wurde sie plötzlich von einer massiven Reizüberflutung und von Panikattacken übermannt. Der Körper spielte verrückt: akute Atemnot, zittrige Beine, ein verstörendes Gedankenkarussell. Sie schaffte es nicht, in den Bus einzusteigen und musste den langen Heimweg irgendwie zu Fuss bewältigen. Ihre Hausärztin verschrieb ihr daraufhin Medikamente, die sie in der Nacht ruhigstellten, damit sie zumindest wieder schlafen konnte. Obwohl ihr dies eine kurzfristige Linderung verschaffte, blieben die emotionalen Herausforderungen bestehen – bis es einfach nicht mehr auszuhalten war. Die Anspannung wurde so gross, dass sich Frau G., die noch nie zuvor mit einem Psychologen oder einer Psychiaterin zu tun hatte, zur stationären Behandlung in die Clienia Litteneid einweisen liess. Dort lernt sie nun, dass es nicht nur darum geht, Symptome zu lindern, sondern sie sich mit ihren eigenen inneren Konflikten auseinandersetzen muss. Es fällt ihr schwer, loszulassen und zur Ruhe zu kommen, denn sie ist es gewohnt, stets mit hohem Engagement einer Arbeit nachzugehen, ihre Familie zu managen und sich ums soziale Leben, Haushalt und Garten zu kümmern. Und ihre eigenen Bedürfnisse? Die sind irgendwann unbemerkt und heimlich auf der Strecke geblieben.
In der Klinik hat sich ihr Zustand stark verbessert. Die regelmässige Teilnahme an Gruppentherapien, die Gespräche mit ihrer Therapeutin, aber auch der Austausch mit anderen Patientinnen und Patienten helfen ihr, neue Bewältigungsstrategien kennenzulernen. Besonders hilfreich empfindet sie die Achtsamkeitsübungen und die Maltherapie, die ihr einen Zugang zu ihrer inneren Welt eröffnet und zum Spiegel ihrer Seele wird. Frau G. lernt, wie sie ihre eigenen Bedürfnisse erkennen und akzeptieren kann. Ihre Familie und ihre Freunde, besonders ihr Mann, der sie sehr unterstützt, sind für sie eine wichtige Quelle der Kraft. Der Austausch hilft ihr, sich von ihren Ängsten und Sorgen nicht mehr so stark überwältigen zu lassen. Ausserdem will sie künftig besser auf ihre Bedürfnisse achten und sich selbst genügend Raum geben.
Frau G.s Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Menopause nicht nur eine körperliche, sondern auch eine emotionale und psychische Herausforderung sein kann. Doch sie zeigt auch, dass es mit der richtigen Unterstützung, Therapie und einem offenen Umgang mit den eigenen Gefühlen Wege gibt, die zu mehr Selbstakzeptanz und innerer Ruhe führen. Frau G. findet, dass die Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit auf das Thema Menopause und die damit verbundenen Herausforderungen legen sollte – nicht nur auf die körperlichen Symptome, sondern auch auf die emotionalen und sozialen Auswirkungen. «Denn nur so erhalten Frauen in dieser Lebensphase die Unterstützung, die sie brauchen, um die Veränderungen mit Stärke und Zuversicht zu meistern.»
Teil 1: Was ist die Menopause?
Teil 2: Symptome
Teil 3: Behandlung