Safewards: Interventionen des Safewards-Modells Teil 2

Safewards: Interventionen des Safewards-Modells Teil 2

Teil 1: Das Safewards-Modell

Teil 2: Interventionen Teil 1

Teil 4: Erfahrungsbericht

Die Interventionen des Safewards-Modells versuchen einerseits eine transparente und wertschätzende Kommunikation sicherzustellen und andererseits eine wohlwollende und sichere Atmosphäre zu schaffen. Dazu tragen die Mitarbeitenden genauso bei wie auch die Patientinnen und Patienten. Die Interventionen bieten einen Rahmen, um den Patientinnen und Patienten möglichst viel Eigenbestimmung und Einbezug in ihre Behandlung zu ermöglichen. Im Folgenden werden in Ergänzung zum vorherigen Beitrag fünf weitere zentrale Interventionen des Safewards-Modells vorgestellt.

Gegenseitiges Kennenlernen
Diese Intervention ist eine wichtige Maßnahme, um das Verhältnis zwischen Mitarbeitenden und Patientinnen und Patienten zu verbessern. Dabei geht es darum, dass sich Mitarbeitende und Patientinnen und Patienten in einer entspannten und respektvollen Atmosphäre gegenseitig besser kennenlernen. Das Ziel dieser Intervention ist es, Barrieren abzubauen, Vorurteile zu verringern und ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Das Kennenlernen erfolgt nicht nur durch das bloße Vorstellen von Namen, sondern durch den Austausch persönlicher Informationen, die es den Beteiligten ermöglichen, einander als Menschen wahrzunehmen. Dabei wird auf die Stärken, Interessen und individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingegangen. Mitarbeitende erfahren mehr über die Lebensgeschichten und Herausforderungen der Patientinnen und Patienten, was ihnen hilft, besser auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Umgekehrt können auch die Patientinnen und Patienten mehr über die berufliche Rolle und die Arbeitsweise der Mitarbeitenden erfahren, was Unsicherheiten abbaut und zu einem respektvollen Miteinander führt. Ein solches Kennenlernen kann auch in Form von regelmäßigen Gesprächen oder durch kleinere, informelle Begegnungen umgesetzt werden. Dies stärkt das Gefühl der Zugehörigkeit und erleichtert die Zusammenarbeit, insbesondere in stressigen oder belastenden Momenten.

Gemeinsame Unterstützungskonferenz
Die gemeinsame Unterstützungskonferenz ist eine strukturierte Methode, um Mitarbeitende und Patientinnen und Patienten gemeinsam in einer Besprechung zusammenzubringen, in der wichtige Anliegen besprochen und Unterstützung geboten wird. Diese Konferenzen ermöglichen es, die Perspektiven und Anliegen aller Beteiligten zu sammeln und Lösungen zu entwickeln, die für alle annehmbar sind. In der Unterstützungskonferenz kommen alle relevanten Beteiligten zusammen. Dazu zählen nicht nur die Mitarbeitenden und Patientinnen und Patienten, sondern gegebenenfalls Angehörige oder externe Fachpersonen. Der Zweck dieser Besprechung ist es, Herausforderungen zu identifizieren und gemeinsam zu besprechen, wie diese am besten bewältigt werden können. Die Konferenz fördert eine Kultur der Zusammenarbeit und Partizipation, bei der sich alle gehört und respektiert fühlen. Dies trägt nicht nur zur Deeskalation bei, sondern hilft auch dabei, das Gefühl der Eigenverantwortung und der Mitbestimmung bei den Patientinnen und Patienten zu stärken. Die Methode fördert die aktive Teilnahme und das Mitwirken aller Beteiligten an der Lösung von Problemen.

Methoden zur Beruhigung
Diese Intervention umfasst eine Reihe von Techniken und Strategien, die dabei unterstützen, Patientinnen und Patienten in stressigen oder emotional belastenden Situationen zu beruhigen. Es wird darauf abgezielt, Eskalationen zu verhindern und die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten. Die Intervention fokussiert sich darauf, eine ruhige und sichere Atmosphäre zu schaffen und Patientinnen und Patienten zu helfen, ihre Gefühle zu regulieren. Zu den Techniken gehören tiefes Atmen, Achtsamkeitsübungen, Entspannungstechniken und die Schaffung eines ruhigen Rückzugsortes. Mitarbeitende werden geschult, diese Techniken gezielt einzusetzen, um auf die emotionalen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten einzugehen, ohne dass diese sich bedrängt oder unverstanden fühlen. In akuten Krisen kann es helfen, die Patientinnen und Patienten in einen ruhigen Raum zu begleiten oder ein Gespräch anzubieten, um die Situation zu deeskalieren. Wichtig ist, dass die angewandten Beruhigungstechniken auf die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben der Patientinnen und Patienten abgestimmt sind. Manche Menschen bevorzugen einen stillen Raum, andere benötigen vielleicht ein Gespräch oder einen physischen Anker, wie das Halten eines beruhigenden Gegenstands. Die Mitarbeitenden müssen ein Gespür für die jeweiligen Bedürfnisse entwickeln, um effektiv unterstützen zu können.

Sicherheit bieten
Diese Intervention ist grundlegend für die Schaffung eines stabilen und sicheren Umfelds auf der Station. Sie zielt darauf ab, allen Beteiligten, insbesondere den Patientinnen und Patienten, das Gefühl zu vermitteln, dass sie in einem sicheren Raum sind, in dem ihre physischen und emotionalen Bedürfnisse respektiert werden. Mitarbeitende tragen durch ihr Verhalten, ihre Sprache und ihre Präsenz dazu bei, eine Atmosphäre der Sicherheit zu schaffen. Das bedeutet, dass sie klare Regeln und Strukturen aufstellen, die den Patientinnen und Patienten Orientierung bieten und zugleich ein respektvolles und verständnisvolles Verhalten zeigen. Auch die räumliche Gestaltung der Station, wie beispielsweise Rückzugsräume oder das Angebot von Räumen für private Gespräche, kann einen großen Beitrag zur Sicherheit leisten. Individuelle Bedürfnisse, wie etwa Ängste oder traumatische Erfahrungen, sollten ernst genommen und in die alltägliche Arbeit integriert werden, um das Sicherheitsgefühl zu stärken.

Entlassnachricht
Bei dieser Intervention werden Patientinnen und Patienten am Tag ihrer Entlassung gebeten, Gedanken und Erlebnisse des Aufenthalts in der Klinik aufzuschreiben. Meist geschieht dies anhand kurzer Notizen auf speziell dafür vorgesehenen Karten. Diese Notizen werden sichtbar für alle Patientinnen und Patienten an einem speziell dafür vorgesehenen Ort aufgehängt. Inhalt der Nachrichten kann sein, was einem während dem Aufenthalt gefallen hat oder gut getan hat, es dürfen aber auch Gedanken zum Personal sein. Besonders beliebt sind auch Ratschläge oder positive Gedanken für neu eintretende Patientinnen und Patienten. Diese können die Karten lesen, was helfen kann, in der oft von Angst, Befürchtungen oder auch Wut begleitenden Situation des Eintritts, Hoffnung zu bekommen und Beispiele zu sehen, in denen die Behandlung hilfreich war. Es ist ratsam, neu eintretende Patientinnen und Patienten auf diese Notizen und Nachrichten aufmerksam zu machen. Aber auch den bestehende Patientinnen und Patienten können die Entlassnachrichten immer wieder Hoffnung vermitteln.

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