Safewards: Interventionen des Safewards-Modells Teil 1

Safewards: Interventionen des Safewards-Modells Teil 1

Teil 1: Das Safewards-Modell

Teil 3: Interventionen Teil 2

Teil 4: Erfahrungsbericht

Die Safewards-Interventionen wurden entwickelt, um Konflikte auf psychiatrischen Stationen zu minimieren, die Zusammenarbeit zu fördern und die Sicherheit für Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende zu erhöhen. Die Interventionen sind in der Regel praxisorientiert und zielen darauf ab, die Kommunikation zu verbessern, Missverständnisse zu vermeiden und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Die Anwendung dieser Interventionen fördert ein respektvolles, empathisches und unterstützendes Miteinander innerhalb der Station. Das Ziel der Anwendung ist stets, ein sicheres und unterstützendes Umfeld für die Patientinnen und Patienten zu schaffen, in dem eine positive Entwicklung ermöglicht wird. Im Folgenden werden fünf der zehn zentralen Interventionen des Safewards-Modells genauer erläutert.

Klärung gegenseitiger Erwartungen
Die Anwendung dieser Intervention soll Missverständnisse und Fehlkommunikation zwischen Patientinnen und Patienten und Mitarbeitenden verhindern. Hierbei wird ein offener Dialog angeregt, in dem die Erwartungen beider Seiten in Bezug auf das Verhalten, die Behandlung und den Umgang miteinander besprochen werden. Mitarbeitende und Patientinnen bzw. Patienten haben oft unterschiedliche Vorstellungen davon, was in bestimmten Situationen erwartet wird. Das kann zu Spannungen führen. Durch das explizite Ansprechen und Klären dieser Erwartungen wird ein gemeinsames Verständnis geschaffen, das Missverständnissen vorbeugt und die Grundlage für eine vertrauensvolle Beziehung legt.
Im Rahmen dieser Intervention werden die Patientinnen und Patienten darüber informiert, welches Verhalten von ihnen erwartet wird, um sicherzustellen, dass sie sich an die Richtlinien und Abläufe der Station halten können. Gleichzeitig werden auch die Erwartungen der Mitarbeitenden an die Mitarbeit der Patientinnen und Patienten klar formuliert. Die Patientinnen und Patienten erhalten ebenso die Möglichkeit, ihre Erwartungen an die Mitarbeitenden auszudrücken. Dieser offene Dialog trägt dazu bei, dass die Patientinnen und Patienten sich respektiert und verstanden fühlen und die Mitarbeitenden besser nachvollziehen können, was die Patientinnen und Patienten bewegt.

Verständnisvolle Kommunikation
Diese Intervention regt die Mitarbeitenden dazu an, sich in die Perspektive der Patientinnen und Patienten zu versetzen und empathisch auf deren Bedürfnisse und Gefühle einzugehen. Bei dieser Kommunikationstechnik geht es darum, zuzuhören, aktiv nachzufragen und das Verhalten der Patientinnen und Patienten zu hinterfragen, um deren Beweggründe und Bedürfnisse besser zu verstehen. Die Grundlage dieser Intervention ist die Annahme, dass problematisches Verhalten oft Ausdruck von unerfüllten Bedürfnissen oder unzureichend geäußerten Gefühlen ist.
Durch das Üben einer respektvollen und empathischen Haltung werden Konflikte oftmals entschärft, da die Patientinnen und Patienten das Gefühl bekommen, dass ihre Sorgen und Anliegen ernst genommen werden. Diese Form der Kommunikation hilft, Missverständnisse zu vermeiden und trägt zu einer besseren Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Patientinnen bzw. Patienten bei. Sie fördert die Deeskalation von potenziell schwierigen Situationen, da die Patientinnen und Patienten sich in einem offenen und akzeptierenden Umfeld wahrgenommen fühlen.

Deeskalierende Kommunikation
Diese Intervention hat zum Ziel, Konflikte zu vermeiden oder in einem frühen Stadium zu entschärfen, bevor sie eskalieren. In stressigen oder angespannten Situationen ist es wichtig, die Kommunikation so zu gestalten, dass keine zusätzlichen Spannungen entstehen. Mitarbeitende werden darin geschult, ruhig, sachlich und respektvoll zu sprechen, ohne die Patientinnen und Patienten in ihrer Wahrnehmung oder ihren Gefühlen zu verunsichern. Deeskalierende Kommunikation umfasst Techniken wie das Vermeiden von provokativen oder konfrontativen Aussagen, die Verwendung von beruhigenden und respektvollen Formulierungen sowie das Einnehmen einer offenen Körperhaltung. Mitarbeitende lernen, durch ihre Mimik, Gestik und Stimme eine Atmosphäre zu schaffen, welche die Patientinnen und Patienten beruhigt und nicht zusätzlich stressig oder bedrohlich wirkt. Patientinnen und Patienten sollen das Gefühl haben, dass sie gehört werden, ohne dass sie sich unter Druck gesetzt fühlen oder in ihrer Wut bestätigt werden.

Positive Kommunikation
Durch positive, aufmunternde und unterstützende Aussagen soll verhindert werden, dass die Patientinnen und Patienten mit herausfordernden Verhaltensweisen durchweg negative Rückmeldungen erhalten. Anstatt auf problematisches Verhalten mit Kritik oder negativen Bemerkungen zu reagieren, wird der Fokus auf konstruktive Rückmeldungen und Lösungen gelegt. Positive Kommunikation ist ein zentrales Element im Safewards-Modell, da sie das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten steigern und gleichzeitig das Vertrauen in die Mitarbeitenden aufbauen kann. Ein weiterer Bestandteil dieser Intervention ist die Kommunikation der Mitarbeitenden untereinander. Da bei Übergaben häufig Problemsituationen besprochen werden, soll die Anwendung von positiver Kommunikation dazu beitragen, dass die Stärken der Patientinnen und Patienten ebenfalls einbezogen werden. 

Unterstützende Kommunikation
Diese Intervention zielt darauf ab, die Patientinnen und Patienten aktiv bei der Bewältigung von Herausforderungen zu begleiten. Dabei soll Hilfe und Unterstützung angeboten werden, die den Patientinnen und Patienten das Gefühl gibt, dass sie in ihrer Genesung und in ihrem Umgang mit schwierigen Situationen unterstützt werden. Im Rahmen dieser Intervention ermutigen Mitarbeitende die Patientinnen und Patienten, sich mitzuteilen und aktiv nach Lösungen zu suchen, wobei sie ihnen die notwendigen Ressourcen und Hilfestellungen zur Verfügung stellen. Unterstützende Kommunikation bedeutet, Patientinnen und Patienten bei der Auseinandersetzung mit ihren eigenen Emotionen und Problemen zu begleiten, ohne dabei bevormundend oder abweisend zu wirken. Ihnen soll vermittelt werden, dass sie die Kontrolle über ihre Situation behalten können, während sie gleichzeitig die notwendige Unterstützung erhalten, um diese zu bewältigen.

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