Schizophrenie - Geschichte einer Patientin

Schizophrenie - Geschichte einer Patientin

A.S.* ist Patientin in der Clienia Schlössli AG. Wir durften uns mit ihr über das Leben mit Schizophrenie unterhalten.

«Ich war in der Lehre, so vielleicht 17 Jahre alt, als es anfing. Ich habe mich ständig beobachtet gefühlt, die Schule hat mir keine Freude mehr gemacht, mir war immer unwohl. Mein Umfeld und meine Familie haben das nicht wirklich mitbekommen. Immerhin habe ich damals bereits eine Therapeutin besucht und von ihr auch verschiedene Medikamente bekommen, aber diese haben nicht richtig geholfen. Mit 19 oder 20 hatte ich meine erste Psychose. Es begann während der Arbeit und hat mich voll weggeblasen. Danach kam ich in die Psychiatrische Universitätsklinik, die PUK, in Zürich. Das war mit viel Angst verbunden, ich wusste nicht, was mich erwartet. Aber nach zwei, drei Monaten ging es mir besser. Ich hatte eine Diagnose bekommen und auch Medikamente. Die Diagnose war natürlich ein Schock. Lange Zeit wollte ich nicht wahrhaben, dass ich krank bin und für immer auf Medikamente angewiesen sein werde. Das dauerte rund 15 Jahre, während derer ich immer mal wieder versucht habe, die Medikamente abzusetzen und einfach «normal» zu leben. Dies auch, weil die Medikamente starke Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und eine dauernde Müdigkeit verursachten. Es endete aber jedes Mal mit einem psychotischen Schub. Mittlerweile habe ich gelernt, die Krankheit zu akzeptieren und meine Medikamente einfach einzunehmen. Damit geht es mir eigentlich gut. Ich würde zwar gerne arbeiten, ich möchte gerne etwas Sinnvolles machen, aber ich akzeptiere, dass das nicht geht. Ich lebe selbständig und versuche meinen Tag mit Sport und anderen Tätigkeiten trotzdem zu strukturieren. Klinikaufenthalte sind nur dann nötig, wenn die Dosierung der Medikamente nicht mehr genau stimmt und neu eingestellt werden muss. Darum bin ich auch im Moment hier.

Mein Umfeld weiss jetzt natürlich über meine Diagnose Bescheid. Dies hat meinen Freundeskreis verändert. Es gab Leute, die damit nicht klargekommen sind und diesen Weg nicht mit mir gehen wollten. Es sind aber auch neue Freundschaften entstanden, zum Beispiel während Klinikaufenthalten. Während psychotischen Schüben bin ich schwierig für mein Umfeld, aber solange es mir gut geht und ich stabil bin, können die meisten akzeptieren, wie ich bin. Ich kann ja auch nichts dafür, dass ich diese Krankheit habe, und möchte dafür nicht kritisiert werden.

Im «Schlössli» fühle ich mich sehr gut aufgehoben, ich bin sozusagen ein Fan des «Schlössli». Ich bin zum dritten Mal hier. Beim ersten Mal war ich beeindruckt, wie gut Ärzte und Pflege mich während der Psychose auffangen konnten. Ich habe mich sehr gut betreut gefühlt. Ich habe ja durchaus einen Vergleich mit anderen Institutionen.

Was ich einem jungen Menschen raten würde, der die Diagnose Schizophrenie bekommt? Das Wichtigste ist, die Medikamente so einzustellen, dass man sich damit wohl fühlt und sie auch wirken. Man muss sie zuverlässig einnehmen, es hat keinen Sinn, sie abzusetzen. Und man soll keine Drogen konsumieren! Was ich auch wichtig finde: Man sollte sein Leben so einrichten, dass man es trotzdem auch ein wenig geniessen kann. Nicht klein beigeben, sondern das Beste daraus machen. Man kann trotz allem selbständig und erfüllt leben.»

Teil 1: Symptome und Diagnose einer Schizophrenie

Teil 2: Ursachen einer Schizophrenie

Teil 3: Behandlung einer Schizophrenie

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