Schizophrenie: Symptome und Diagnose

Schizophrenie: Symptome und Diagnose

Ungefähr ein Prozent der Bevölkerung erkrankt irgendwann im Leben an einer Schizophrenie. In der Regel geht der Erkrankung eine Vorläuferphase voraus. Kenntnis dieser frühen Symptome kann die Früherkennung begünstigen.

Psychose
Eine Psychose ist ein Zustand, in dem die Realität verändert wahrgenommen wird. Stimmenhören oder Wahnvorstellungen sind mögliche Ausprägungen davon. Die Ursachen einer Psychose sind vielseitig. Körperliche Erkrankungen wie Hirnverletzungen oder Infektionen, psychische Erkrankungen wie schwere Depression, Schizophrenie oder bipolare Störung sowie Drogen oder Medikamente können Auslöser einer Psychose sein. Bei Personen, die erstmals eine Psychose erleben, gilt es demnach sorgfältig abzuklären, was die Ursache der Symptomatik ist, da sich die Therapien unterscheiden.

Schizophrenie
“Psychose” ist eine allgemeine Bezeichnung für eine Gruppe von Symptomen, deren Ursache, wie oben beschrieben, sehr variabel sein kann. Schizophrenie hingegen bezeichnet eine spezifische psychische Erkrankung, bei der Psychosen ein zentrales Merkmal sind. Die Schizophrenie zeichnet sich durch wiederkehrende Episoden von Psychosen aus, begleitet von Symptomen wie verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit oder Veränderungen von Antrieb und Affekt. 

Symptome
Die Symptome einer Schizophrenie werden in sogenannte Positiv- und Negativsymptome unterteilt. Positivsymptomatik bedeutet, dass etwas zum bisherigen Erleben der Person dazu kommt, wie beispielsweise Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. Negativsymptomatik wiederum beschreibt, was plötzlich fehlt – Interesse, Antrieb, sozialer Kontakt, emotionale Schwingungsfähigkeit oder sprachliche Ausdrucksfähigkeit. Zudem können sogenannte Ich-Störungen auftreten. Die erkrankte Person empfindet dann möglicherweise, dass ihre Gedanken von ihrer Umwelt entzogen werden (Gedankenentzug) oder sie empfindet, dass ihre Gedanken von der Umwelt gelenkt werden (Gedankeneingebung). Es kann der betroffenen Person so vorkommen, als würden sich ihre Gedanken im Raum ausbreiten, sodass sie von Anderen gelesen werden können (Gedankenausbreitung). Oder sie erfährt sich in ihrem Denken, Verhalten, Willen oder Körper von aussen fremdbeeinflusst. Ebenfalls typisch für die Schizophrenie sind katatone Symptome wie Starre, Verstummen, wächserne Biegsamkeit des Körpers oder Haltungsstereotypien. Verbale Äusserungen von Betroffenen können nicht nur inhaltlich, sondern auch formal auffällig sein. Die betroffene Person berichtet oft auf ausschweifende, unzusammenhängende Weise und bringt Gedankenbruchstücke zufällig miteinander in Verbindung.

Wahn und Stimmen
Zwei häufig genannte Symptome der Schizophrenie sind Wahnerleben und Halluzinationen. Während bei den sehr seltenen Schizophrenien im Kindesalter vermehrt auch optische sowie olfaktorische Halluzinationen vorkommen, dominieren bei den Schizophrenien im Erwachsenenalter die akustischen Halluzinationen. Dabei kann es sich um Geräusche handeln, häufig aber um Stimmen. Diese kommentieren das Erleben der betroffenen Person, sie sprechen dialogisch mit ihr oder geben Befehle. Die Stimmen können vertrauten Personen aus dem Umfeld gehören oder unbekannt sein. Sie können in ihrer Ausprägung situationsabhängig variieren oder an bestimmte Settings gebunden sein. 
An Schizophrenie erkrankte Personen sind zudem oft von Wahnerleben betroffen. Häufig handelt es sich dabei um das Empfinden verfolgt, abgehört, überwacht, vergiftet, bestohlen oder angegriffen zu werden, was bei den Betroffenen grosse Angst auslöst. Typische Wahninhalte sind auch religiöse Inhalte, das Empfinden einen besonderen Auftrag erfüllen zu müssen, sich versündigt zu haben, zu verarmen, über missgestaltete Körperteile zu verfügen, schwer zu erkranken oder eine andere Identität zu besitzen.

Diagnose
Um eine Schizophrenie diagnostizieren zu können, müssen die Symptome über den Zeitraum von mehr als einem Monat anhalten. Nebst Verhaltensbeobachtung durch Fachpersonen ist häufig auch das Gespräch mit Angehörigen wegweisend. Zudem ist es nötig, andere Ursachen (Depression, Gehirnerkrankungen, Intoxikation etc.) auszuschliessen, um die Diagnose stellen zu können. Dazu wird bei einer erstmalig auftretenden Psychose in der Regel ein MRI des Kopfes angefertigt, um Gehirnerkrankungen auszuschliessen. Ein Urin-Drogenscreening zeigt möglichen Substanzkonsum als Ursache an. Zudem wird ein EKG angefertigt, da dies vor der erstmaligen Gabe eines Antipsychotikums einen Vergleichswert liefert, um später allfällige Nebenwirkungen des Medikaments feststellen zu können. 

Verlauf
Die Diagnose einer Schizophrenie kann insbesondere in der Anfangsphase der Erkrankung herausfordernd sein. Die meisten Personen erkranken erstmals im Alter von ca. 12-25 Jahren (Frauen bis ca. 35 Jahre). Den psychotischen Symptomen geht eine Vorläuferphase voraus, in der häufig ein Leistungsknick in Schule oder Beruf auftritt. Dazu können Angespanntheit,  Reizbarkeit, sozialer Rückzug, Interessenverlust und zunehmende Fehleinschätzung der Realität kommen. In der Regel dauert diese Vorläuferphase ca. 2-5 Jahre, gefolgt von der Psychosephase mit den typischen Symptomen. Eine zeitnahe Behandlung verbessert die Heilungschancen der betroffenen Personen. Manche Personen sind nur einmalig von einer Psychose betroffen, häufig kehren die Symptome jedoch episodenhaft zurück. Während einige Personen in der Zeit zwischen den Episoden symptomfrei sind, bleiben bei anderen gewisse Restsymptome bestehen. Als Faustregel lässt sich sagen, dass ungefähr ein Drittel der Personen wieder symptomfrei wird, ein Drittel eine deutliche Besserung erfährt und ein weiteres Drittel chronisch von der Erkrankung betroffen ist. Faktoren für einen günstigen Verlauf sind eine feste Partnerschaft, weibliches Geschlecht, Extrovertiertheit, eine gute soziale Integration, ein akuter Krankheitsbeginn sowie eine kurze Dauer der unbehandelten Psychose.

Teil 2: Ursache

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