Schizophrenie als Phänomen
Das Störungsbild der Schizophrenie ist zwar als Begriff weiten Teilen der Bevölkerung bekannt, mit den psychopathologischen Ausprägungen davon sind viele Menschen jedoch nicht vertraut. Bei der Schizophrenie handelt es sich um ein durchaus heterogenes (d.h. uneinheitliches) Störungsbild, das durch Beeinträchtigungen von Konzentration und Aufmerksamkeit, des inhaltlichen und formalen Denkens (“formal” = den Denkablauf, das “Wie” des Denkens betreffend), der Ich-Funktionen (normal: das “Ich” wird als einheitlich und lebendig empfunden), der Wahrnehmung, der Intentionalität und des Antriebs sowie der Affektivität (Gefühlsleben, Stimmung) und der Psychomotorik (z.B. Mimik, Gestik, Gangbild) charakterisiert ist..
Die Schizophrenie ist das klassische Beispiel einer Psychose (Überbegriff). Im Gegensatz zu Neurosen, die weniger stark in das Leben der betroffenen Person eingreifen und im weitesten Sinne auf gestörte persönliche Lernprozesse zurückzuführen sind, zeichnen sich Psychosen durch eine gestörte Realitätswahrnehmung aus. Psychosen können auch durch Drogenkonsum (“substanzinduziert”) oder durch begleitende körperliche Erkrankungen verursacht werden.
Umgangssprachlich wird Schizophrenie in der Regel mit einer gespaltenen Persönlichkeit gleichgesetzt. Dies ist mit der etymologischen Herkunft des Wortes zu erklären, jedoch nicht mit der eigentlichen Symptomatik einer Schizophrenie zu vereinbaren.
Symptome
Eine gängige Variante für eine übersichtliche Einteilung der Symptome von Schizophrenie ist jene in Positiv- und Negativsymptome.
Positivsymptome meinen dabei einen Überschuss, ein «Zuviel» im Vergleich zur Norm aus dem Bereich der Wahrnehmung, des (emotionalen) Erlebens und des Denkens. Diese inhaltlichen Denkstörungen können viele möglichen Formen annehmen und die Umwelt mehr oder weniger mit einbeziehen. Starke Ausprägungen dieser Symptome können zu Halluzinationen (oft akustische, Stimmen) oder zu einem kompletten Verlust des Realitätsbezugs führen. Diese positiven Symptome können plötzlich und ohne klare Vorwarnzeichen auftreten.
Negativsymptome auf der anderen Seite umfassen Symptome, die einen Mangel oder eine Einschränkung im Vergleich zur gesunden Norm darstellen. Diese Einschränkungen gleichen zum Teil jenen des Störungsbildes der Depression und zeigen sich in einem verminderten Antrieb, einem reduzierten Spektrum an Emotionen (Affektabflachung) und Störungen der Aufmerksamkeit. Dies kann im Extremfall auch zu einer Apathie führen, die sich in Form komplett fehlender Reaktionen auf Reize aus der Umwelt äussert.
Ein weiteres mögliches Symptom ist jenes der Katatonie. Dies beinhaltet motorische (z.B. Erstarren in auffälligen Körperhaltungen), aber auch verhaltensbezogene Symptome wie zum Beispiel Mutismus oder das komplette Fehlen an Reaktionen auf die Umwelt (Negativismus, Stupor).
Diagnose
Auf die Sorgfalt bei der Diagnosestellung, oder der Feststellung allfälliger Differenzialdiagnosen, sollte bei der Prüfung einer Schizophrenie ein ganz besonderes Augenmerk gelegt werden. Die vorangehend beschriebenen Symptome (aus dem Positiv- und Negativbereich) können nämlich auch durch andere neurologische Störungen verursacht werden.
Für eine Diagnosestellung kommen sowohl die Kriterien der WHO (ICD-10) als auch die Kriterien der American Psychiatric Association (DSM-5) in Frage. Beide Systeme beinhalten sehr ähnliche Kriterien, wobei das DSM-5 einige Symptome zusammenfasst und daher im Vergleich zum ICD-10 eine simplere Übersicht erlaubt:
1. Wahn
2. Halluzinationen
3. Desorganisierte Sprechweise
4. Grob desorganisiertes Verhalten oder Katatonie
5. Negativsymptome
Für die Erfüllung der Diagnose müssen diese Kriterien in gewisse Rahmenbedingungen passen.
A: Zwei oder mehr Symptome (eines aus 1, 2, 3) bestehen für mindestens einen Monat.
B: Wichtige Funktionsbereiche (Arbeit, Beziehungen) haben deutlich an Niveau verloren.
C: Die Zeichen des Syndroms halten für mindestens sechs Monate an.
Abhängig von den dominierenden Symptomen können auch verschiedene Subformen der Schizophrenie diagnostiziert werden. Die grösste Gruppe stellt jene der paranoiden Schizophrenien dar. Sie ist geprägt durch Halluzinationen und/oder Wahn. Weitere mögliche Unterdiagnosen sind die katatone oder die hebephrene Schizophrenie. Diese Subdiagnosen sind jedoch nicht immer klar abgegrenzt und überschneiden sich teilweise auch.
Verlauf
Personen, welche die Diagnose Schizophrenie erhalten haben, müssen grundsätzlich mit verschiedenen möglichen Verläufen rechnen. Grob können drei verschiedene Kategorien erstellt werden, die ungefähr je ein Drittel aller Diagnostizierten umfassen. Beim ersten Drittel verschwinden irgendwann alle Symptome vollständig. Beim zweiten Drittel verschwinden und treten die Symptome in Intervallen wieder auf (episodischer Verlauf). Beim letzten Drittel bestehen gewisse Symptome dauernd und führen zu einer chronischen Beeinträchtigung.
Im zweiten Teil dieser Blogreihe werden mögliche Ursachen für eine Schizophrenie-Erkrankung genauer beleuchtet.
Teil 2: Ursachen einer Schizophrenie