Insomnie, Schlaf-Apnoe, Albträume – die Gründe für gestörten Schlaf sind vielfältig. Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über verschiedene Formen von Schlafstörungen und wie man sie diagnostiziert.
Teil 1: Symptome einer Schlafstörung
Insomnie
Die Insomnie gilt als die häufigste Form aller Schlafstörungen. Kennzeichnend sind Ein- und Durchschlafstörungen, zu frühes morgendliches Erwachen sowie nicht erholsamer Nachtschlaf. Die Ursachen für Insomnie sind vielfältig. Rund 80% aller Personen, die unter einer Depression leiden, berichten von Insomnie. Auch Alkohol und Drogen können zu einer Insomnie führen bzw. diese verstärken, wenn die konsumierte Substanz als Selbstmedikation für eine Schlafstörung verwendet wird. Insomnien können zudem als Nebenwirkung verschiedener Medikamente auftreten. Stress, Konflikte in der Partnerschaft, in der Familie oder im beruflichen Umfeld begünstigen eine Insomnie. Auch hormonelle Umstellung im Vorfeld der Wechseljahre kann ein Auslöser sein sowie organische Erkrankungen.
Schlafapnoe-Syndrom
Die Schlafapnoe ist eine nächtliche Atemstörung, bei der es im Schlaf zu wiederholten Atempausen von mehr als 10 Sekunden kommt. Oftmals werden diese Atempausen vom Bettpartner beobachtet. Die Betroffenen leiden unter Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen beim Aufwachen, Konzentrationsproblemen, Potenz- und Libidostörungen sowie unruhigem Schlaf und lautem Schnarchen. Die Schlafapnoe löst auf Dauer häufig Bluthochdruck aus, weshalb eine Behandlung wichtig ist. Oft kommt es zudem zu starker Tagesschläfrigkeit in verschiedenen Alltagssituationen, insbesondere bei monotonen Tätigkeiten. Personen mit unbehandelter Schlafapnoe und Tagesschläfrigkeit sollten deshalb auf keinen Fall Autofahren. Diagnostiziert wird die Erkrankung durch Schlafuntersuchungen zu Hause oder im Schlaflabor. Dabei misst man den Abfall der Sauerstoffsättigung sowie die Weckreaktionen aufgrund des abfallenden Sauerstoffs. Therapie der Wahl ist ein nächtliche Atemunterstützung durch Überdrucktherapie mit einem sogenannten CPAP-Gerät. Auch vibrierende Sensoren, welche die Rückenlage des Schläfers verhindern, oder Gebissschienen können als Therapie hilfreich sein. Alkohol und Rauchen, die Einnahme von Schlafmitteln und Betablockern sowie Übergewicht begünstigen die Erkrankung.
Narkolepsie
Die Narkolepsie oder Hypersomnie ist durch plötzliche, ungewollte Einschlafattacken tagsüber gekennzeichnet, welche die Betroffenen nicht verhindern können, selbst wenn sie nachts genügend schlafen und unter keinerlei Schlafmangel leiden. Die Schlafattacken treten insbesondere während monotoner Tätigkeiten auf, teils aber auch in Gesprächen und sozialen Situationen, was häufig als sehr belastend empfunden wird. Nebst Schlafattacken können die Betroffenen ebenso plötzlich im Wachzustand vorübergehend ihre Muskelspannung verlieren. Auslöser dieses Muskeltonusverlusts ist häufig eine starke Emotion wie Freude oder Ärger. Daneben kann es zur zeitweiligen Muskellähmung unmittelbar nach dem Aufwachen oder vor dem Einschlafen kommen. Begleitet werden diese sogenannten Schlaflähmungen teils durch Halluzinationen, welche aufgrund der gleichzeitigen Lähmung als sehr beängstigend erlebt werden können. Diagnostiziert wird auch diese Schlafstörung im Schlaflabor oder durch Schlafmessungen im eigenen Bett, behandelt wird die Erkrankung in der Regel medikamentös, begleitet von Verhaltensmassnahmen.
Parasomnien
Zu den Parasomnien gehören verschiedene Phänomene wie Schlafwandeln, plötzliches Aufschrecken aus dem Schlaf (teils mit Aufschrei) oder Albträume. Während das Schlafwandeln und das nächtliche Aufschrecken meist im ersten Nachtdrittel auftreten und keine Erinnerung daran bleibt, erlebt man die Albträume häufig zum Ende der Nacht hin, während der REM-Phase, und erinnert sich deutlich. Die Parasomnien verschwinden teils von selbst wieder oder werden durch Verhaltensmassnahmen therapiert. Da Schlaf- und Beruhigungsmittel, wie Benzodiazepine oder Z-Substanzen (Zopiclon, Zolpidem), die Parasomnien verstärken können, ist hier besonders auf eingenommene Medikamente zu achten.
Kommt es im Schlaf zum Ausagieren von Träumen, wie etwa zum Ausschlagen mit Armen und Beinen, Schreien oder Stürzen aus dem Bett, so wird dies als REM-Schlaf-Verhaltensstörung bezeichnet. Hier fällt die übliche Muskelerschlaffung aus, die während der REM-Schlafphase normal ist, und es kommt zum Ausagieren der Träume. Diese Verhaltensstörungen können, wenn sie sehr häufig und ausgeprägt auftreten, erste Anzeichen für eine neurodegenerative Erkrankung wie Parkinson sein, vor dem Ausbruch der eigentlichen Erkrankung. Bei REM-Schlaf-Verhaltensstörungen ist es wichtig, für Sicherheit im Schlafzimmer zu sorgen und Gegenstände wie Messer oder Scheren ausser Reichweite zu lagern sowie Fenster und Balkontür zu schliessen.
Restless-Legs-Syndrom
Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung, bei der es nachts zu Missempfindungen der Beine kommt, welche einen Bewegungsdrang auslösen. Betroffene berichten von Kribbeln, Nadelstichen oder Schmerzen. Bewegung bessert die Symptome. Die Ursache des Syndroms ist noch nicht vollständig geklärt, man vermutet eine veränderte Übertragung im Dopamin-System. Auch bestimmte Gene, Eisenmangel oder Schwangerschaft können Auslöser sein. Zudem können bestimmte psychiatrische Medikamente, wie Antidepressiva, die Erkrankung begünstigen. Die Anpassung bestehender Medikation oder die zusätzliche Einnahme von Medikamenten, welche die Übertragung von Signalen im Dopamin-System fördern, kann die Symptomatik verbessern. Auch das Vermeiden von Alkohol und Koffein sowie körperliche Aktivität führen oft zu einer Verbesserung.
Zirkadiane Schlaf-Rhythmusstörungen
Diese Schlafstörungen entstehen durch eine Störung oder Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Entspricht der persönliche Rhythmus nicht den gängigen Anforderungen von Beruf oder Sozialleben, kann es zu Schlafmangel kommen. Auch Schichtarbeit kann dieses Problem verstärken. Synchronisiert wird der persönliche Rhythmus durch einen Kern im Hypothalamus, welcher auf Sonnenlicht reagiert bzw. auf den Einfall von Tageslicht auf die Netzhaut des Auges. Insbesondere bei blinden Personen ohne Lichtwahrnehmung kann es deshalb zu entsprechenden Schlafstörungen kommen. Eine Behandlung mit dem Hormon Melatonin ist in diesem Fall möglich, um den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren.
Diagnostik
Zur Diagnose von Schlafstörungen findet immer ein ausführliches Erstgespräch statt, thematisiert werden dabei Einschlafen, Durchschlafen, Aufwachen, Bettgehzeiten, Schlafqualität, Alkohol und andere Substanzen, Störfaktoren in der Schlafumgebung, eingenommene Medikamente sowie die Tagesbeeinträchtigung der betroffenen Person. Zudem gibt es verschiedene Fragebögen, welche beispielweise die Einschlafneigung in Alltagssituationen erfassen. Für manche Schlafstörungen, wie etwa die Insomnie, kann die Diagnose bereits auf Basis dieses Gesprächs gestellt werden. Für andere Schlafstörungen sind weitere Messungen nötig. Dies kann durch ein Gerät am Handgelenk erfolgen oder durch die sogenannte Polygrafie, welche ebenfalls ambulant zu Hause durchgeführt werden kann. Dabei wird man vom behandelnden Arzt angeleitet und nimmt das portable Messgerät mit nach Hause. Dort misst man nachts in gewohnter Umgebung verschiedene Parameter wie Atemfluss, Sauerstoffsättigung, Herzfrequenz, Atembewegungen und Schnarchgeräusche. In einigen Fällen ist es nötig, im Schlaflabor zu übernachten, wo zusätzlich verschiedene Muster von Hirnaktivität erfasst werden, die Augenbewegungen und die Muskelaktivität gemessen und die Erregungsleitung im Herz mittels EKG aufgezeichnet wird.
Basierend auf dieser Diagnostik entscheiden Behandelnde und Betroffene gemeinsam über eine geeignete Behandlungsstrategie. Der folgende Beitrag zeigt, wie eine solche Behandlung, im Fall von Insomnie, genau aussehen kann.
Teil 3: Behandlung einer Schlafstörung
Teil 4: Geschichte einer Patientin