Somatoforme Störungen sind sowohl in ihrer Ursache als auch in der Symptomatik sehr komplex. Dies wurde in den ersten beiden Teilen (Teil 1, Teil 2) dieser Reihe bereits dargelegt. Trotz dieser Komplexität und meist langen Dauer sind somatoforme Störungen behandelbar. Über mögliche Formen dieser Behandlung wird nachfolgend berichtet.
Prävention und Selbsthilfe
Da die Entwicklung von chronischen Schmerzen einem fortlaufenden Prozess gleichkommt und sich die Schwere einer somatoformen Störung mit der Zeit verstärkt, sofern sie nicht behandelt wird, kommt der Prävention und Früherkennung hier eine besonders grosse Bedeutung zu. Grundsätzlich gilt es, eine Chronifizierung der Schmerzproblematik zu vermeiden oder diese zumindest zu minimieren. Konkret würde dies bedeuten, dass sowohl der behandelnde Arzt als auch die betroffene Person selber, im Fall einem Auftreten einer Fülle von somatischen Beschwerden, bereits frühzeitig den Fokus auf allfällige psychische Probleme oder mentale Stressoren im Leben der betroffenen Person legt. Hier kann bereits das blosse Bewusstsein, dass mentaler Stress körperliche Folge haben kann, helfen und die entsprechende Vorbeugung unterstützen. Chronische und medizinisch unerklärbare Schmerzen gehören psychosomatisch abgeklärt.
Sollte sich der Verdacht auf das Vorliegen einer somatoformen Störung erhärten, gibt es einige Punkte, welche die betroffene Person selbst im Umgang mit der Störung tun kann. Ein absolut nachvollziehbares, aber leider dysfunktionales Phänomen ist der soziale Rückzug. Auch wenn soziale Kontakte in Kombination mit chronischen Schmerzen sehr anstrengend sein können, so können sie durchaus helfen den Kreislauf aus Wechselwirkungen zwischen emotionalen und körperlichen Aspekten zu unterbrechen. Im Allgemeinen gilt es das Aktivitätsniveau so hoch wie möglich zu halten, ohne dabei Stress und/oder Überforderung aufkommen zu lassen. Das Ziel lautet in dieser Phase nicht Schmerzfreiheit, sondern trotz und mit den Schmerzen einen adäquaten Alltag bewältigen zu können.
Konkrete Behandlung
Grundsätzlich stellen Schmerzmittel nicht den Fokus der Behandlung dar. Unter Umständen können sie aber kurzfristig und in akuten Phasen helfen, die nötige Stabilität zu gewährleisten.
Psychotherapie hat sich im Bereich der somatoformen Störungen als sehr hilfreich erwiesen. Da die Wechselwirkungen zwischen mentalen und körperlichen Aspekten eine sehr grosse Rolle spielen, bieten sich neben der Gesprächstherapie eine Reihe weiterer Therapieformen, wie zum Beispiel Physio- und Bewegungstherapie, Ergotherapie oder Achtsamkeitstraining an. Da bei der Diagnose einer somatoformen Störung oftmals Komorbiditäten (Teil 1) vorliegen, sollten auch diese in die Behandlung mit einbezogen werden, zum Beispiel mittels antidepressiver Medikation.
Psychotherapie
In der Psychotherapie gibt es verschiedene Ansätze. Für somatoforme Störungen sollte es jedoch im Allgemeinen darum gehen, die Wahrnehmung und den Umgang der betroffenen Person mit Schmerzen zu verändern. Dabei soll die enge Verknüpfung zwischen (negativen) Emotionen und körperlichen Schmerzen gelöst und der Zugang, sowie die Akzeptanz von Emotionen auf einer rein psychischen Ebene gefördert werden. Oftmals hat die betroffene Person beispielsweise nicht gelernt mit negativen Emotionen umzugehen, sodass sich diese im Sinne eines Ventils vor allem auf der körperlichen Ebene zeigen. Auch traumatische Vorerfahrungen können in unverarbeiteter Form körperliche Schmerzen auslösen und eine entsprechende therapeutische Aufarbeitung kann diesbezüglich eine Erleichterung darstellen und zu einer Entspannung führen. Das breite Spektrum an möglichen Ursachen erfordert einen entsprechend ganzheitlichen Ansatz in der Therapie. Dies bedeutet, dass auch das soziale Umfeld der betroffenen Person mit einbezogen wird. Einer betroffenen Person Alles abzunehmen, macht Sie noch hilfloser und “wertloser”, das Ziel müsste die Unterstützung zum selbstständigen Erreichen dieser Funktionen für die betroffene Person sein.
Stigmatisierung und Erwartungshaltung
Aufgrund der dominanten körperlichen Komponente im Störungsbild, ist es gut möglich, dass sich die betroffene Person nur schwer auf eine Psychotherapie einlassen kann. Ging die Person jahrelang davon aus, ausschliesslich an körperlichen Beschwerden zu leiden, kann die Einteilung als "Psychiatrie-Patient" bei einigen auf Unverständnis oder gar Ablehnung stossen, da sie sich weder ernst genommen noch verstanden fühlen. Entsprechend wichtig ist in diesem Falle die sogenannte Psychoedukation und das Bewusstsein, dass sich körperliche und psychische Aspekte gegenseitig beeinflussen können und es sich durchaus lohnen kann die Problematik mit Psychotherapie in Angriff zu nehmen.
Ein weiterer grundlegender Punkt für eine erfolgreiche psychotherapeutische Behandlung von somatoformen Störungen ist jene der Erwartungshaltung. Ist diese überhöht und erwartet die betroffene Person eine schnelle und komplette Abwesenheit von sämtlichen Symptomen, ist eine Therapie in der Regel nur sehr schwer möglich. Da Akzeptanz eine Basis der Therapie darstellt, muss klar sein, dass vor allem der längerfristige Umgang mit der Problematik das Ziel der Therapie darstellen soll, um eine entsprechende langfristige Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.
Die Clienia-Gruppe bietet für Menschen mit Schmerzstörungen ohne somatische Befunde verschiedene therapeutische Ansätze und individuelle Behandlungsmöglichkeiten an. Weitere Informationen zu unseren Kliniken und Ambulatorien finden Sie hier.