Die Suizidforschung zeigt, dass die therapeutische Beziehung, das heisst das Interesse am Menschen und seiner Geschichte, der wichtigste präventive Faktor im Umgang mit suizidalen Menschen ist. Dieser narrative Zugang bietet die beste Grundlage für ein gemeinsames Verständnis der suizidalen Krise. So können gemeinsam das weitere Vorgehen besprochen und in einem gemeinsamen Commitment die nächsten Schritte angegangen und eingeleitet werden.
Eine adäquate Behandlung der Grunderkrankung (z.B. durch Medikamente und/oder Psychotherapie) ist wichtig. Sie soll neben einer genauen Diagnostik auch das Verlaufsbild und somit die Augmentation und eine phasenprophylaktische Behandlung berücksichtigen. Zudem sollte der Behandlungsplan darauf ausgerichtet sein, akute Risiken, Stressoren und Auslöser zu reduzieren und protektive Faktoren und Stärken des Patienten zu fördern. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit situationsspezifischen Motiven, dysfunktionalen Grundannahmen und Überzeugungen und das Erarbeiten eines eigenen, funktionierenden und eingeübten Krisenplans sind weitere bewährte Möglichkeiten, um suizidales Verhalten nachhaltig zu reduzieren.
Bei Personen mit akutem Suizidrisiko muss zu deren eigenen Sicherheit und Schutz umgehend eine stationäre Behandlung eingeleitet werden, mit adäquat begleitetem Transport in die Klinik.
Für Menschen, die einen Suizidversuch unternommen haben, wurde z.B. die Kurztherapie ASSIP (Attempted Suicide Short Intervention Program) entwickelt. Sie ist nicht ein Ersatz für eine längerfristige Therapie, sondern ein spezifisches klinisches Angebot zur Klärung der Hintergründe und Erarbeitung von Massnahmen zur Vorbeugung weiterer suizidaler Krisen.
Suizidalität kann nicht «wegtherapiert» werden – Menschen können aber in der Behandlung Strategien erarbeiten und neue Erfahrungen machen, damit künftige Krisen nicht mehr gefährlich sein müssen.