Tiergestützte Therapien: Behandlungsablauf

Tiergestützte Therapien: Behandlungsablauf

Teil 1: Indikation

Im ersten Beitrag haben wir uns der Indikation und Zielsetzung der tiergestützten Therapie gewidmet. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf den Behandlungsablauf sowie die Förderungsmöglichkeiten. In den meisten Fällen beginnen Patienten und Patientinnen mit einer klassischen Psychotherapie, während der die tiergestützte Therapie zum Gespräch wird, oder sie suchen von Anfang an eine Therapieperson auf, die mit Tieren arbeitet. Zum Beispiel stellt sich im Verlauf von Gesprächen mit Fachpersonen heraus, dass der verbale Zugang erschwert ist und der Einbezug eines Therapietieres eine Bearbeitung dieser Schwierigkeit ermöglichen könnte. Doch auch ausgeprägte Vertrauensprobleme oder eine Selbstwertproblematik sind eine Indikation für die tiergestützte Therapie. Der Behandlungsablauf unterscheidet sich je nach Erkrankung und Umfeld. Des Weiteren hängt es von den Bedürfnissen und Einschränkungen des Patienten oder der Patientin ab, wie er oder sie gefördert werden kann.

Behandlungsablauf und Förderungsmöglichkeiten der tiergestützten Therapie
Einer tiergestützten Therapie geht zunächst eine Anamnese sowie eine Klärung der Problematik und optimalerweise auch der Zielsetzung voraus. Sie kann grundsätzlich sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting durchgeführt werden. Die Erkrankten bearbeiten in einer Triade, die sie selbst (eventuell auch andere Erkrankte), die Therapieperson und das Therapietier umfasst, gemeinsam formulierte Themen beziehungsweise Ziele. Dies kann ganz unterschiedlich aussehen. Beispielsweise können durch tiergestützte Interventionen die Impulskontrolle und die Frustrationstoleranz verbessert werden, die Empathie- und Bindungsfähigkeit und die Resilienz können erhöht werden, Erkrankte erleben sich als selbstwirksamer, schöpfen mehr Vertrauen und fühlen sich emotional wohler. Zudem fördert die tiergestützte Therapie kognitive Fähigkeiten wie Konzentration, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit, Wahrnehmung, Lernverhalten und Handlungsplanung. Und schliesslich verbessert der Umgang mit dem Tier die sozialen Fähigkeiten, aber auch die Motorik, den Gleichgewichts- und Orientierungssinn sowie das Körpergefühl.

Einige Therapietiere, wie beispielsweise Hunde und Pferde, sind so sensibel, dass sie den Erkrankten direkt Feedback auf ihr Verhalten geben und ihnen so helfen, das eigene Verhalten zu reflektieren und sich der Reaktion ihres Gegenübers bewusst zu werden. Die tiergestützte Therapie mit Hunden hat den Vorteil, dass ein Hund in unterschiedliche Settings mitgenommen werden kann und beispielsweise auch im Therapiezimmer anwesend sein kann. Beim Pferd hingegen erfolgt die Therapie meist in einem Stall, zu dem man fahren muss. Der Vorteil der pferdegestützten Therapie liegt in der Möglichkeit des Getragen-Werdens, was einen spezifischen Effekt auf die Patienten und Patientinnen hat. Welches Therapietier eingesetzt wird, hängt von den Präferenzen und der Problematik der erkrankten Person, aber auch vom Angebot in der näheren Umgebung ab.

Besonders wichtig ist die Besprechung und Reflexion mit der anwesenden Fachperson. Dies kann sowohl während der Sitzung wie auch in der Nachbesprechung erfolgen. Im Gruppentherapie-Setting kann zusätzlich eine gemeinsame Reflexion erfolgen.

Die tiergestützte Therapie wird in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt. Primär kommt sie im Rahmen einer Psychotherapie mit einer ausgebildeten Fachperson zum Einsatz. Des Weiteren gibt es auch sogenannte Reittherapeuten und -therapeutinnen, die sich auf der Grundlage eines sozialen, therapeutischen oder pädagogischen Berufs weitergebildet haben. In Spitälern und Kliniken, Schulen und Kindergärten, in der Ergo-, Logo-, Physio- und Psychotherapie, in Alters- und Pflegeheimen, in Gefängnissen sowie in Institutionen für Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen werden häufig Möglichkeiten zur Tier-Mensch-Interaktion angeboten. Diese sind jedoch nicht mit der tiergestützten Therapie gleichzusetzen, da der Fokus auf dem Kontakt und der Interaktion liegt und in der Regel keine individuellen Ziele gesetzt werden.

Teil 3: Ethik und Erfolgsaussichten

Teil 4: Geschichte einer jugendlichen Patientin

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