Trauer nach einem Verlust: Trauerphasen

Trauer nach einem Verlust: Trauerphasen

Nach einem Verlust durchlaufen die Angehörigen verschiedene Trauerphasen. Im zweiten von vier Teilen zum Thema Trauer werden zwei Modelle zu den Trauerphasen vorgestellt.

Teil 1: Auswirkungen von Trauer

Der Trauerprozess durchläuft verschiedene Phasen. Diese Phasen können von Mensch zu Mensch unterschiedlich lang andauern und zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt auftreten. Es handelt sich nicht um einen linearen Verlauf. Gewisse Phasen können wiederholt oder gar nicht auftreten. Dies unterstreicht, wie individuell der Prozess der Trauer für jede Person ist. Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch.

Trauerphasen nach Bowlby
Es gibt unterschiedliche Arten, die Trauerphasen einzuteilen. Ein bekanntes Modell stammt von Bowlby (1980). Nach den Trauerphasen von Bowlby tritt als erstes die Phase der Betäubung auf. Die Trauernden fühlen sich wie betäubt, was gelegentlich von Wut und emotionalen Ausbrüchen unterbrochen werden kann. Diese Phase dauert einige Stunden bis zu einer Woche an. Als zweite Phase folgt nun die Sehnsucht und Suche nach der verstorbenen Person. Eine kindliche Reaktion auf die Abwesenheit der Mutter wird beim erwachsenen Menschen wieder aktiv, und die betroffene Person sucht nach der verstorbenen Person. Sie empfindet ein tiefes Gefühl der Sehnsucht. Wahrgenommene Zeichen werden als Rückkehr der verstorbenen Person interpretiert. Die dritte Phase ist gezeichnet von Desorganisation und Verzweiflung. Nach der Phase der Suche wird der trauernden Person nun bewusst, dass die verstorbene Person nicht zurückkehren wird. Dies führt zu einem Gefühl der Verzweiflung. Die bekannten Strukturen werden durch den Verlust aufgebrochen, und die betroffene Person fühlt sich davon überfordert. Sie beginnt nun, sich neu zu orientieren und den Verlust zu verarbeiten. Zuletzt folgt die Phase der Reorganisation. Nachdem der Tod akzeptiert worden ist, folgt eine Anpassung an die neuen Lebensumstände. Betroffene finden sich in neuen Rollen wieder und nehmen alte Beschäftigungen wieder auf.

Phasenmodell von Kübler-Ross
Ein weiteres bekanntes Modell ist das Phasenmodell von Kübler-Ross (1969). Die erste Phase ist die Phase des Leugnens oder des Nicht-wahrhaben-wollens. In dieser ersten Phase wird der Tod einer geliebten Person geleugnet und nicht angenommen. Die trauernde Person ist sich sicher, dass es sich um eine Verwechslung handeln muss und jemandem ein Fehler unterlaufen ist. Als zweite Phase folgen Zorn und Ärger. Die betroffene Person ist wütend auf den Verstorbenen oder darüber, dass genau diese geliebte Person sterben musste. Diese intensive Wut kann auch eine befreiende Wirkung haben. Die dritte Phase ist geprägt vom Verhandeln. Dies ist die kürzeste Phase. Die Betroffenen zeigen ein kindliches Verhalten und versuchen, die Realität aufzuschieben. Viele gehen in dieser Phase vermehrt in die Kirche und probieren mit Gott zu verhandeln. Die vierte Phase ist die Phase der Depression. Die trauernde Person empfindet eine innere Leere. Sie fühlt sich verzweifelt und empfindet Reue. Sie fragt sich, was sie hätte anders machen können oder sollen und trauert um das, was sie verloren hat oder wozu sie keine Chance mehr haben wird. Es ist wichtig, diese Ängste zuzulassen, um sie akzeptieren zu können. Deshalb folgt als fünfte Phase die Akzeptanz. Diese Phase ist im Gegensatz zu den anderen vier nicht von Emotionen geprägt. Wut und Schmerz liegen hinter der betroffenen Person, und sie akzeptiert das Unvermeidliche.

Trauer und Gesundheit
Der Trauerprozess ist wichtig für die Gesundheit der Betroffenen. Viele merken erst durch die Trauer, wie stark die Verbindung zwischen Körper und Seele ist. Trauernde sind anfälliger für Erkrankungen. Der Körper wird von den intensiven Emotionen geschwächt, Betroffene entwickeln eher eine Krankheit, oder bestehende Symptome verschlimmern sich. Um Entlastung zu schaffen, ist die Auseinandersetzung mit dem Verlust eine wichtige Voraussetzung. Es kann dabei hilfreich sein, den Verlust mithilfe von Tagebucheinträgen, symbolischer Kleidung oder Ritualen zu verarbeiten.

Eine Besonderheit der intensiven Trauer können Herz-Kreislauf-Beschwerden darstellen, das sogenannte “Broken Heart Syndrom”. Davon Betroffene zeigen eine erhöhte Herzrate sowie einen erhöhten Blutdruck. Auch Jahre nach einem Todesfall können Stresshormone erhöht vorhanden sein. Deshalb ist es wichtig, bei anhaltenden Beschwerden oder Symptomen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Teil 3: Umgang mit Trauer

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