Verhaltenssüchte: Behandlung

Verhaltenssüchte: Behandlung

Im dritten Beitrag zum Thema Verhaltenssüchte wird ein Blick auf die Behandlung und deren Inhalt geworfen.

Teil 1: Symptome

Teil 2: Entstehung

Betroffene mit einer Verhaltenssucht neigen dazu, diese vor ihrem Umfeld zu verbergen. Dies tun sie einerseits aus Scham, andererseits um das Verhalten nicht beenden zu müssen. Betroffenen ist oftmals bewusst, dass ihr Verhalten Probleme auslöst und sie schädigt. Allerdings helfen Verhaltenssüchte, mit negativen Emotionen umzugehen. Darüber hinaus lösen sie einen Rausch und dadurch Hochgefühle aus. Der Gedanke, sich davon zu trennen, ist für Betroffene schwierig. Zudem erlaubt die Verhaltenssucht eine gewisse Flucht vor der Realität und damit auch den Problemen, die sie kreiert. Hinzu kommt, dass Verhaltenssüchte schambehaftet sind und die Konfrontation durch das Umfeld vermieden werden möchte. Betroffene fürchten negative Konsequenzen von ihrem Umfeld und allenfalls einen Statusverlust. Daher ist es für Betroffene schwierig, ihr Problem einzugestehen und adäquate Hilfe zu suchen. Es braucht eine Bereitschaft, das Problem anzugehen und die negativen Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Ist die erste Hürde jedoch überwunden, so lässt sich eine Verhaltenssucht gut therapieren.

Behandlung einer Verhaltenssucht
Wenn Betroffene einer Verhaltenssucht eine Fachperson aufsuchen, wird erstmal ein ausführliches Gespräch geführt. Die Fachperson möchte wissen, wann das Verhalten ein problematisches Ausmass angenommen hat, wie oft es vorkommt und welche Konsequenzen es nach sich zieht. Es kann einige Sitzungen dauern, bis die Betroffenen sich wohlfühlen, das volle Ausmass der Verhaltenssucht offen zu legen. Dies braucht Überwindung und ist ein grosser Vertrauensbeweis. Daraufhin wird das Verhalten genauer analysiert. Das heisst, es wird nach Auslösern und Verstärkern gesucht. Dies können stressreiche Situationen, emotionale Tiefs oder Gewohnheiten sein. Im Gegensatz zu einer substanzgebundenen Abhängigkeit ist es bei Verhaltenssüchten teils schwieriger, eine vollständige Abstinenz zu erreichen. So lässt sich zum Beispiel bei einer Online-Spielsucht eine Abstinenz vom Internetgebrauch nicht längerfristig realisieren. Genauso schwierig gestaltet sich eine völlige Abstinenz des Verhaltens bei einer Kaufsucht, Sportsucht oder Sexsucht.

Das Endziele einer Therapie ist es, auf die entsprechende Verhaltenssucht verzichten zu können, respektive die entsprechende Sucht ausreichend “kontrollieren/regulieren” zu können (Einkaufen nur in notwendigem Umfang, Internetgebrauch nur in notwendigen Umfang etc.). Um dies zu erreichen wird oft am Aufbau einer alternativen Tagesstruktur gearbeitet sowie adaptive Strategien im Umgang mit innerer Unruhe und Anspannung eruiert. Weiter sollte erlernt werden Langeweile auszuhalten und Frustrationserlebnisse anders verarbeiten zu können sowie die suchtanfällige Veranlagung an sich zu akzeptieren.

Dem individuellen Entstehungsmodell der Verhaltenssucht kommt in der Therapie eine grosse Bedeutung zu. Oft führen Defizite im persönlichen, sozialen oder beruflichen Bereich zu der Ausbildung einer Verhaltenssucht. Das Defizit wird mit einem schädlichen Verhalten kompensiert oder überspielt. Daher ist es wichtig, den Auslöser zu identifizieren und alternative Strategien, damit umzugehen, zu erarbeiten. Als Beispiel könnte ein Betroffener an sozialer Ängstlichkeit leiden und sich aufgrund dessen vermehrt am Computer oder Handy aufhalten. Dieser Umstand kann die Entstehung einer Online-Spielsucht begünstigen.

Die Therapieform der Wahl ist gewöhnlich die kognitive Verhaltenstherapie. Der kognitiv orientierte Teil der Therapie beschäftigt sich mit Gedanken und Überzeugungen, die das Suchtverhalten in irgendeiner Form begünstigen. In einem ersten Schritt werden schädliche und dysfunktionale Gedanken und Überzeugungen identifiziert. In einem zweiten Schritt werden die Gedanken und Überzeugungen hinterfragt und in einem dritten Schritt modifiziert. Der verhaltensorientierte Teil der Therapie beschäftigt sich explizit mit dem problematischen Verhalten. Dabei wird das Verhalten analysiert und hinterfragt. Es werden Alternativen gesucht, die eine ähnliche Wirkung erzielen können. Das gewünschte Verhalten wird schrittweise antrainiert, um letztendlich das schädliche Verhalten abzulösen. Dieser Prozess benötigt Zeit und die Bereitschaft der Betroffenen, ihre Verhaltenssucht anzugehen und bessere Strategien zur Bedürfnisbefriedigung und zum Umgang mit Emotionen zu finden.

Der Einbezug des Umfeldes kann unterstützend wirken. So können verbindliche Abmachungen im Rahmen der Therapie getroffen werden, deren Umsetzung das Umfeld unterstützt. Zudem hilft es den Angehörigen, die Erkrankung zu verstehen und den Betroffenen Verständnis entgegenzubringen. Für Betroffene ist es wichtig und schön zu sehen, dass ihre Angehörigen weiter zu ihr halten und bereit sind, bei der Bewältigung der Erkrankung zu helfen.

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