Patrik ist 25 Jahre alt und seit acht Wochen stationär auf Pünt Nord, der Psychotherapiestation für junge Erwachsene in Littenheid. Auch wenn seine Computerspielsucht natürlich ein Thema ist, ist er nicht deswegen hier, sondern, um seine Depressionen, seine Angststörungen und seine Sozialphobie in Griff zu kriegen.
Immer, wenn er nicht gerade am Arbeiten war, sass Patrik am Computer und gamte, zehn bis zwölf Stunden pro Tag. Nach Abbruch seiner technischen Ausbildung sogar noch länger. Seine sozialen Kontakte finden ausschliesslich online statt: der ganze Freundeskreis, den er im realen Leben schon ewig nicht mehr gesehen hat, besteht aus Gamern. Patrik erzählt, dass das Gamen für ihn zu Beginn eine Erlösung war. Einerseits, weil er sich dann nicht mit anderen befassen musste und andererseits, weil ihm das häufige Spielen Erfolgserlebnisse verschaffte, die er in der Schule nicht hatte. «Die Zeit verliert an Bedeutung, man taucht in eine komplett andere Welt ein und vergisst alles um einen herum, sogar zu essen», sagt er, und ergänzt: «Gamen ist wirkungsvolle Ablenkung und Verdrängung, solange man es tut.» Seine Wohnung verliess er nur noch, um unaufschiebbare Dinge zu erledigen, zum Beispiel, um einzukaufen.
Das Gamen macht Patrik grossen Spass – auch jetzt noch. Drei oder vier Stunden am Wochenende, während der Woche weniger und dafür mehr Sozialkontakte pflegen, das ist Patriks Wunschvorstellung im Umgang mit Computerspielen. In zwei Wochen wird er aus der stationären Therapie entlassen. Er geht mit gemischten Gefühlen, auch wenn er findet, viel profitiert zu haben, zum Beispiel das Entwickeln von Strategien, um unter die Leute zu gehen, seine negativen Grundsätze über Bord zu werfen und sich im Umgang mit andern klarer zu artikulieren. Während seines Aufenthaltes hat er nur wenig gegamt, weil sein Umfeld ein ganz anderes war. Er hofft, seine Spielsucht unter Kontrolle halten zu können und nicht mehr ins alte Muster zurückzufallen.
*Name geändert