Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Psyche - Teil 3

Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Psyche - Teil 3

Die COVID19-Pandemie führt zu einer deutlichen Umstellung des privaten, öffentlichen und beruflichen Lebens. Diverse Mutationen des SARS-CoV-2 (z.B. der erstmals in Grossbritannien nachgewiesene Corona-Mutant B.1.1.7 oder die südafrikanische Variante B1.351) sorgen dafür, dass sich die Pandemie weiter ausbreitet. Besonders die Unvorhersehbarkeit der Situation macht es für uns Menschen schwierig, adäquat darauf zu reagieren. Die Reaktion ist Stress. Stress ist eine normale, sogar überlebenswichtige Reaktion auf eine reale Gefahr. Es entstehen emotionale Reaktionen wie Angst, Gereiztheit und Ärger. Hält jedoch der Stress längerfristig an, begünstigt das die Entwicklung einer psychischen Störung.

Teil 1

Teil 2

Angebote psychosozialer Unterstützung

Gesundheitsexperte sind sich mehrheitlich einig: Aufgrund der COVID19-Pandemie ist mit einer Zunahme von psychiatrischen Krankheitsbildern zu rechnen. Viele Gesundheitsinstitutionen haben ihr Angebot so angepasst, dass die Grundversorgung trotz Kontaktbeschränkungen und Sicherheitsmassnahmen aufrechterhalten werden können (z.B. digitale Vorgespräche oder Therapiesitzungen), zudem werden neue Wege beschritten, um auf die veränderte Situation zu reagieren (z.B. moderierte Selbsthilfegruppen im virtuellen Raum). Bereits im zweiten Teil zum Thema «Auswirkung von COVID19 auf die Psyche» wurden verschiedene Ängste in Bezug auf die Pandemie beschrieben. Aufgrund der Ungewissheit über das SARS-CoV-2 und deren Langezeitfolgen intensivieren sich der Stress und die Ängste. Doch welche Folgen haben Stresssymptome?

  • Kurzfristig führt Stress zu einer Anspannung. Die Stimmung ist gedrückt und man fühlt sich freudlos. Ein häufiges Stresssymptom ist die Schlaflosigkeit. Dieses begünstigt anschliessend emotionale Reaktionen wie Wut, Ärger, Sorgen und Angstzustände.
  • Langfristig können sich diese Stresssymptome manifestieren und zu einer psychiatrischen Störung führen. Häufige psychiatrische Krankheitsbilder im Zusammenhang mit Stress sind: Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Angststörungen, Anpassungsstörungen, Somatisierungsstörungen, Suchterkrankungen, Depressionen mit Suizidalität.

Belastungsstörungen sind eine Gruppe von psychiatrischen Erkrankungen, welche bei Menschen im direkten Zusammenhang mit einem oder mehreren belastenden Lebensereignissen, wie z.B. COVID19-Pandemie, stehen. Präventivmassnahmen bei Belastungsstörungen (akute Belastungsreaktion, PTBS und Anpassungsstörung) werden in drei Gruppen unterteilt:

Primärprävention

Die Primärprävention beschäftigt sich vor allem um die Vermeidung von Krankheiten durch die Bekämpfung der Ursachen.

Durch die COVID19-Pandemie sind bestimmte Bevölkerungsgruppen einer höheren Belastung ausgesetzt. Folglich ist auch das Risiko für eine (chronische) Stressfolgeerkrankung höher. Mögliche Bevölkerungsgruppen mit einem erhöhten Risiko sind:

  • Personen mit einer SARS-Cov-2 Infektion
  • Angehörige von infizierten Personen
  • Personen mit körperlichen oder psychischen Vorerkrankungen
  • Über 65-Jährige
  • Mitarbeitende im Gesundheitssystem

Zu Beginn wird mit allen Patienten und Patientinnen ein Screening auf die individuellen Risiken durchgeführt. Im Detail geht es um die allgemeine Einschätzung der psychischen Gesundheit, dem sozialen Status, der Person zur Verfügung stehende Ressourcen und Vulnerabilitätsfaktoren. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Primärprävention ist die Psychoedukation, also die Vermittlung von (wissenschaftlich fundiertem) Wissen über die psychiatrischen Krankheitsbilder.

Sekundärprävention

Bei der Sekundärprävention handelt es sich um die Früherkennung von Krankheitsbildern und deren Behandlung. Dabei ist es wichtig, eine Übersicht über die Beschwerdedauer und -intensität zu erhalten. Häufig werden zur Einschätzung der weiterführenden Massnahmen noch die Eigen- und Fremdgefährdung abgeklärt. Die Früherkennung von Krankheitsbildern ist in der Corona-Pandemie erschwert, u.a. dadurch, dass sich dem Menschen eher zurückziehen und weniger Kontakte untereinander bestehen.

Tertiärprävention

Wenn man von Tertiärprävention spricht, geht es vor allem um das Vermeiden der Folgestörungen. Als Beobachtungszeitraum wird empfohlen, das Verlaufsscreening 6 bis 9 Monate nach dem Abklingen der anhaltenden Belastung durchzuführen. In diesem Zeitraum ist mit einer (Erst)Manifestation von posttraumatischen Symptomen zu rechnen. Deshalb ist es wichtig, dass psychische Symptome auch längerfristig und nach dem Ende der Pandemie beobachtet werden.

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