Sport und psychische Gesundheit: Wechselwirkung bei Kindern und Jugendlichen

Sport und psychische Gesundheit: Wechselwirkung bei Kindern und Jugendlichen

Teil 1: Die physiologische Wirkung

Teil 2: Wechselwirkung bei Erwachsenen

Die Bedeutung von Bewegung und Sport lässt sich bereits im frühesten Kindesalter nachweisen. Die regelmässige körperliche Aktivität trägt nicht nur zu einer verbesserten physischen Entwicklung, sondern auch zur psychischen Entwicklung bei. Die motorischen Fähigkeiten wie das Gleichgewicht, Schnelligkeit und Koordination werden durch Bewegung geschult. Doch auch die kognitive Leistungsfähigkeit wird durch regelmässige Bewegung erhöht. Zudem kommt je nach Sportart eine Vielzahl an sozialen Kompetenzen wie gegenseitige Akzeptanz, das Einhalten von Regeln und die Zusammenarbeit in einem Team dazu.

Sport und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Körperliche Aktivität wirkt sich auf verschiedenen Ebenen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus. Einerseits fördert Sport die neuronale Entwicklung und hat einen positiven Einfluss auf verschiedene Gehirnfunktionen. Andererseits beeinflusst Sport die psychische Entwicklung positiv, indem Selbstwirksamkeits- und Kompetenzerfahrungen gemacht werden können, welche wiederum das Selbstkonzept positiv beeinflussen. Zuletzt beinhaltet Sport zumeist eine soziale Komponente, die den Kindern und Jugendlichen ein vielfältiges Entwicklungsfeld zur Ausbildung der Persönlichkeit bietet. 
Die kognitiven Auswirkungen von Sport lassen sich auf eine verbesserte Vernetzung und Plastizität des Gehirns zurückführen. Dies wirkt sich auf die kognitive Leistungsfähigkeit, die Exekutivfunktionen und emotionale Regulationsprozesse aus. Da im Kindes- und Jugendalter die Plastizität des Gehirns noch sehr hoch ist, sind die Effekte von Sport und Bewegung in diesen Altersgruppen besonders gross.

Sport und psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Psychische Erkrankungen treten häufig bereits im Kindes- oder Jugendalter erstmals auf. Deshalb kommt der Prävention, Erkennung und Behandlung von psychischen Störungen bei diesen Altersgruppen eine besondere Bedeutung zu. Depressive Symptome und Angststörungen sind bei Kindern und Jugendlichen besonders verbreitet. Es hat sich gezeigt, dass Kinder, die körperlich aktiv sind, weniger depressive Symptome entwickeln. Erste Studien konnten zudem nachweisen, dass Sport bei Kindern und Jugendlichen eine Verbesserung der depressiven Symptome herbeiführen kann. Hierbei scheint die Sportart nur einen geringen Einfluss auf die Wirkung zu haben. Vielmehr beeinflusst der Kontext die Stärke der Wirkung. So scheint bei Jugendlichen die sportliche Aktivität im Verein oder in Gruppen einen grossen Effekt zu haben. Es gibt erste Hinweise, dass Sport auch bei Angststörungen eine positive Auswirkung auf die Erkrankung haben kann. Des Weiteren wirkt Sport indirekt auf psychische Erkrankungen, indem positive Interaktionen mit Gleichaltrigen herbeigeführt werden, sowie der Selbstwert und die Selbstwirksamkeit verbessert werden. Zuletzt kann Sport dem sozialen Rückzug, Motivationslosigkeit und Anhedonie, die Fähigkeit, Freude zu empfinden, entgegenwirken. Bei einer psychischen Erkrankung sollte der Sport jedoch immer als zusätzliche Behandlungsmöglichkeit nebst den gängigen Interventionen wie der Psychotherapie oder Pharmakotherapie eingesetzt werden.

Leistungssport und psychische Gesundheit
Der Einstieg in den Leistungssport geschieht häufig bereits im Kindes- und Jugendalter. Während Sport insgesamt positive Effekte auf vielen Ebenen mit sich bringt, gibt es im Bereich des Leistungssports ein erhöhtes Risiko für Essstörungen. Dies zeichnet sich durch eine zu tiefe Kalorienaufnahme trotz des sehr hohen Energieverbrauchs aus. Langfristig kann dies zu Störungen des reproduktiven Systems sowie Knochendemineralisation führen. Es wird dabei von einem relativen Energie-Mangel-Syndrom (RED-S) gesprochen. Diese Störung wird insbesondere bei weiblichen Leistungssportlerinnen gehäuft beobachtet, kommt aber auch bei männlichen Leistungssportlern vor. Im Leistungssport ist der Druck auf die Beteiligten sehr hoch. Einerseits wird eine konstant sehr hohe Leistung erwartet, andererseits kann ein Leistungsabfall oder Gewichtszunahme zum Ausschluss von Wettkämpfen führen. Der hohe Druck und die ästhetischen Normen können zu einem veränderten Essverhalten beitragen, das sich bis hin zu einer Essstörung entwickeln kann. Besonders verbreitet sind Essstörungen in Leistungssportarten, bei denen die ästhetischen Normen besonders ausgeprägt sind oder das Gewicht einen unmittelbaren Einfluss auf die Leistung hat. Essstörungen ziehen tiefgreifende psychische und soziale Folgen nach sich. Die Lebensqualität der Betroffenen nimmt ab, sie verlieren ihre Lebensfreude, Selbstbewusstsein und Interesse an der Umwelt. Betroffene leiden an vermehrtem Stress und der Angst, entdeckt zu werden. Dies beeinflusst sämtliche soziale Situationen, in denen Essen involviert ist und führt zu einem sozialen Rückzug. Durch die Mangelernährung nimmt die Konzentrationsfähigkeit und allgemeine Leistungsfähigkeit ab. Es kann zu neurologischen Veränderungen führen, die zuletzt zu schweren Depressionen oder Angststörungen führen können. Beim Leistungssport ist deshalb eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ernährungsberatern, Sportpsychologen und Sportmedizinern eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen.

Teil 4: Geschichte eines Patienten

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