Depressive Phase
Die depressive Phase einer bipolaren Störung ähnelt einer allein auftretenden Depression. Die betroffenen Personen fühlen sich niedergeschlagen und traurig. Ausserdem verlieren sie häufig das Interesse und die Freude an Aktivitäten, die sie vor Krankheitsbeginn gerne gemacht haben. Das Energieniveau ist deutlich tiefer. Patientinnen und Patienten ermüden schneller und fühlen sich oftmals durchgängig erschöpft. Folglich brauchen manche Betroffene mehr Schlaf. Oft bestehen aber auch Ein- und Durchschlafprobleme mit z.T. morgendlichem Früherwachen sowie verkürzter Schlafdauer. Die Bewegungen, wie z.B. das Gehen, kann verlangsamen. Auch kognitiv ist die depressive Phase bemerkbar. Sich zu konzentrieren, Entscheidungen zu treffen und die Gedanken zu sammeln fällt schwer.
Der Appetit kann sich steigern oder auch vermindern. Demzufolge treten häufig unbeabsichtigte Gewichtsveränderungen auf.
Manche Betroffene haben starke Schuldgefühle. Sie fühlen sich, als hätten sie jemanden enttäuscht oder im Stich gelassen. Auch Gefühle der Hoffnungslosigkeit kommen auf. Betroffene schauen pessimistisch und in Erwartung des Schlimmsten in die Zukunft. Es können auch Lebensüberdruss oder Suizidgedanken auftreten.
Manische Phase
Die manische Phase bezeichnet die gegenteilige Stimmungslage. Die Betroffenen fühlen sich hochgestimmt, voller Energie und freudig erregt. Das Aktivitätsniveau unterscheidet sich deutlich von der depressiven Phase: Die Patienten sind zum Teil übermässig aktiv und verfolgen eine Aktivität nach der anderen. Betroffene schlafen weniger und erscheinen deutlich redefreudiger. Die Gedanken rasen beinahe unkontrollierbar.
Ausserdem fokussieren sich die Betroffenen meist nur auf angenehme Teilaspekte ihres Lebens, wobei die anderen Aspekte vernachlässigt werden. So kann zum Beispiel die gesamte Energie für einen neuen Partner oder in die Sexualität investiert werden. Gleichzeitig werden jedoch andere wichtige Aspekte (z.B. Beruf, Familie) vernachlässigt.
Bei einer besonders stark ausgeprägten manischen Phase kann es zu Wahnvorstellungen und Realitätsverlust kommen.
Hypomanische Phase
Die Phase der Hypomanie ist eine abgeschwächte Form der Manie. Auch hier fühlen sich die Betroffenen hochgestimmt, freudig, brauchen weniger Schlaf und sind körperlich aktiv.
Für manche Betroffenen ist die hypomanische Phase sehr produktiv. Sie fühlen sich kreativ und als eine Person mit besonderen Fähigkeiten. Deshalb gehen sie in dieser Phase oft Verpflichtungen ein, die sie nicht einhalten (können), oder starten Projekte, die sie nicht beenden.
Gemischte Phase
In der gemischten Phase treten Depression und (Hypo-)Manie gleichzeitig auf. So können Betroffene inmitten eines Hochgefühls weinerlich werden. Das Suizidrisiko in dieser Phase ist besonders hoch.
Diagnose
Die meisten bipolaren Störungen werden klassifiziert wie folgt:
Bipolar-I-Störung: Betroffene haben eine oder mehrere ausgeprägte manische und depressive Phasen.
Bipolar-II-Störung: Hier haben Betroffene eine oder mehrere schwere depressive zusammen mit einer hypomanischen (nicht manischen) Phase.
Besonders die Bipolar-II-Störung ist schwer zu erkennen, da die Symptomatik häufig schwächer ausgeprägt ist. Demnach erfragt die behandelnde Fachkraft detailliert das Erleben, die Stimmungen und Gefühle.
Im zweiten von vier Teilen werden die möglichen Ursachen einer bipolaren Störung beschrieben.