Robotik in der Psychiatrie: Robotik angewandt in der Clienia Littenheid mit Paro

Robotik in der Psychiatrie: Robotik angewandt in der Clienia Littenheid mit Paro

Der dritte Beitrag zum Thema Robotik in der Psychiatrie erklärt den Einsatz von Robotern in der Psychiatrie. Daraufhin wird aufgezeigt, wie die Robotik in der Clienia Littenheid angewandt wird.

Die Robotik beschreibt eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Planung und Herstellung von Robotern beschäftigt. Roboter wurden bereits in den 70er Jahren als Industriehelfer eingesetzt und konnten wichtige Aufgaben für den Menschen übernehmen. Mit der technologischen Entwicklung hat sich das Einsatzgebiet der Roboter immer weiter ausgebreitet. Heute werden Roboter in verschiedenen Branchen eingesetzt und können als Industrie- oder Serviceroboter, Cobot oder automatisiertes Transportsystem eingesetzt werden. Auch in der Medizin haben sich Roboter langsam einen festen Platz gesichert. Insbesondere im Operationssaal sind Roboter nicht mehr wegzudenken. Doch auch in der Psychiatrie wurde der Nutzen von Robotern entdeckt und es folgte die Entwicklung emotional und sozial interaktiver Roboter für die psychiatrische Arbeit.

Robotik in der Psychiatrie
Der Einsatz von Robotern in der Psychiatrie wird noch nicht standardmässig implementiert. Es gibt jedoch bereits Serviceroboter, die Pflegepersonal unterstützen. Weiter kann künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um Informationen einer Vielzahl von Personen zu verarbeiten und Risikofaktoren für eine psychische Erkrankung zu identifizieren. Mithilfe von maschinellem Lernen können Apps sowie Chatbots eingesetzt werden, um die Bandbreite der Versorgung und Behandlung zu erweitern. Sogenannte Chatbots, also Roboter, mit denen online geschrieben werden kann, können Menschen erreichen, die erschwerten Zugang zur psychiatrischen Versorgung haben. Chatbots können gefährdete Menschen ausfindig machen und ein Helfersystem benachrichtigen. Apps können dabei helfen, Gewohnheiten anzunehmen, die das Erhalten oder den Aufbau des Wohlbefindens fördern können. Zudem sind Emotionsregulationsstrategien sowie Vorschläge zum Umgang mit bestimmten Situationen abrufbar. Doch gibt es auch Roboter, die eine aktivere Rolle in der Behandlung einnehmen. Es wurde ein Roboter entwickelt, der für die Behandlung von Depressionen oder Suchterkrankungen eingesetzt werden kann. Der Roboter verfügt über einen Arm, an dessen Ende sich Magnetspulen befinden. Damit soll der Frontallappen des Gehirns stimuliert werden. Mithilfe der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation sollen Gehirnimpulse positiv beeinflusst werden. Der Roboter stellt sicher, dass nur eine ausgewählte Region des Gehirns stimuliert wird, auch wenn der Patient sich bewegt. Für die Therapie von Kindern mit einer Autismus-Spektrum-Störung kommt ein humanoider Roboter namens Zeno zum Einsatz. Das Gesicht von Zeno ist aus Silikon, er hat realistisch nachgeahmte Augen und verfügt über eine Mimik, die einem Menschen ähnlich ist. Im Gegensatz zum Menschen ist der soziale Roboter weniger komplex und ermöglicht es autistischen Kindern, Emotionen auf eine spielerische Art und Weise kennen zu lernen. Der Roboter ist vorhersagbarer, wiederholbarer und weniger einschüchternd als es möglicherweise ein realer Mensch sein könnte. Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung können soziale Interaktionen mit dem Roboter üben. Der Roboter kann selbst Gesichtszüge imitieren, aber auch die Mimik des Gegenübers erkennen und kommentieren. Zeno kann Engagement, Aufmerksamkeit und soziales Vertrauen der Kinder steigern. Er dient als Trittbrett zur sozialen Interaktion mit Menschen. Ein weltweit bekannter Roboter im psychiatrischen Bereich stellt die Robbe Paro dar. Die Therapie-Robbe wird zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens, der Aktivität und Kommunikation der Patienten eingesetzt.

Robotik angewandt in der Clienia Littenheid mit Paro
Die Roboter-Robbe Paro wurde in Japan entwickelt und war ursprünglich für den Einsatz bei Demenzerkrankungen gedacht. Paro ist ein emotional und sozial interaktiver Roboter. Die Idee entstammte der tiergestützten Therapie, der Roboter stellt eine Babyrobbe dar. Paro ist ungefähr 60 Zentimeter lang und flauschig. In ihr Fell ist eine taktile Sensorik eingebaut, wodurch die Roboter-Robbe Berührungen wahrnehmen kann. Sie reagiert mit Lauten ähnlich einer echten Babyrobbe, wenn sie gestreichelt wird. Sie bewegt dabei Augen, Kopf und Schwanz. Weiter kann sie Geräusche wahrnehmen und darauf reagieren, sowie Namen lernen. Der Umgang mit Paro soll Freude sowie Wohlbefinden erzeugen. In der Clienia Littenheid wurde der Einsatz von Paro mit Kindern und Jugendlichen erforscht. Die Robbe kommt bei unterschiedlichen Erkrankungen zum Einsatz. Beispielsweise half sie einem Jungen mit einer stark ausgeprägten hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens abends zur Ruhe zu kommen und konnte die benötigte Medikation sowie die Einschlafzeit reduzieren. Einer Jugendlichen mit einer depressiven Störung half Paro, ihre Emotionen in angespannten familiären Situationen besser zu regulieren und somit eine bessere Kommunikation aufrechtzuerhalten. Die Kinder und Jugendlichen in der Clienia Littenheid bringen der Roboter-Robbe eine grosse Akzeptanz entgegen. Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass Kinder und Jugendliche mithilfe des Therapieroboters entspannter und offener an der Therapie teilnehmen können. Mit dem Einsatz von Paro können problematische Themen in der Therapie in manchen Fällen besser angegangen werden. Es konnte zum ersten Mal nachgewiesen werden, dass die Roboter-Robbe auch bei Kindern und Jugendlichen sehr gute Effekte erzielt.

Teil 1: Robotik generell

Teil 2: Robotik in der Medizin

Teil 4: Geschichte einer Patientin

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