Vor der Behandlung jeder psychischen Störung wird zunächst ein umfängliches Anamnese-Gespräch durchgeführt. In diesem Gespräch informieren sich die ärztlichen oder psychologischen Fachpersonen sowohl über die Krankheitsgeschichte als auch über die aktuelle Symptomatik der betroffenen Person. Testdiagnostische Verfahren sowie eigene Beobachtungen der/des zuständigen Therapeutin/Therapeuten bzw. des zuständigen Behandlungsteams bilden in der Zusammenschau mit den anamnestischen Informationen die Grundlage für die Diagnosestellung.
Die weiteren Schritte der Behandlung hängen dabei vom Schweregrad der Störung, den Entwicklungsbeeinträchtigungen der/des Betroffenen und der Funktionsfähigkeit des sozialen Umfeldes ab. Die Bindungsstörung kann ambulant, teilstationär oder stationär behandelt werden.
Im zweiten Teil zum Thema Ursachen einer Bindungsstörung wurde beschrieben, dass der Hauptrisikofaktor für die Entstehung einer Bindungsstörung die soziale Vernachlässigung ist. Deshalb ist das zentrale Element der Behandlung, dem bindungsgestörten Kind eine emotional verfügbare konstante Bezugsperson zur Verfügung zu stellen. Diese Bezugsperson kann aus dem familiären Umfeld des Kindes stammen, aber auch Pflegefamilien und Mitarbeitende aus der stationären Jugendhilfe (falls ein entwicklungsförderndes und bindungsstabiles Umfeld nicht gewährleistet werden kann) können diese Funktion übernehmen. Mit der Bezugsperson erfährt das betroffene Kind positive Interaktions- und Bindungserfahrungen. Die Psychotherapeutin Carole Gammer beschreibt die Wichtigkeit der Bindungserfahrungen wie folgt:
«Ist eine Eltern-Kind-Beziehung stark von Konflikten bestimmt, reicht es nicht, den Eltern zu helfen, Grenzen besser zu setzen. Vielmehr muss auch etwas getan werden, dass es den Eltern und Kindern ermöglicht, bessere Formen des „In-Beziehung-Seins“ aufzubauen.»
Ist ein Kind mit einer Bindungsstörung weiterhin in der Herkunftsfamilie untergebracht, hängt der Behandlungserfolg in einem hohem Masse von der Mitarbeit der Eltern ab. Sie sind häufig mit enormen Herausforderungen konfrontiert, welche die Situation mit einem Kind mit einer Bindungsstörung mit sich bringen kann. Daher werden sie eng in eine Therapie miteingebunden und durch fachkompetentes Personal unterstützt. Nicht selten ist es indiziert, dass auch die Eltern therapeutische Unterstützung für sich selbst in Anspruch nehmen.
Weitergehend können individuell noch zusätzliche psychotherapeutische Angebote, wie z.B. Logopädie, Ergotherapie oder Krankengymnastik herangezogen werden.
Die Behandlung einer Bindungsstörung ist ein langwieriger Prozess. Daher sollte die therapeutische Planung langfristig angelegt und abgesichert sein.
Die Clienia-Gruppe bietet für Kinder und Jugendliche mit Bindungsstörungen verschiedene therapeutische Ansätze und individuelle Behandlungsmöglichkeiten an. Weitere Informationen zu unserem Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie finden Sie hier.