Peerarbeit: Einsatzfelder der Peers

Peerarbeit: Einsatzfelder der Peers

Der zweite Beitrag zum Thema Peerarbeit zeigt die verschiedenen Einsatzfelder von Peers auf.

Teil 1: Was ist ein Peer?

Peers sind Personen, die Erfahrung mit psychischer Erschütterung und Genesung mitbringen. Zusammen mit einer Weiterbildung sind sie in der Lage, ihr Erfahrungswissen in die Versorgung psychisch erkrankter Personen einzubringen. Sie vermitteln Mut und Hoffnung, dass Genesung auch für Personen mit schweren psychischen Erkrankungen möglich ist. Durch ihre eigenen Erfahrungen bringen Sie viel Verständnis und Strategien mit und können Betroffene damit auf ihrem Genesungsweg unterstützen. Peers können in unterschiedlichen Settings mitwirken.

Vorbereitung für die Anstellung von Peers
Peers stehen zwischen dem professionellen Wissen über psychische Erkrankungen und der persönlichen Erfahrung. Dadurch können sie eine neue Sichtweise mit einbringen und die psychiatrische Versorgung erweitern und ergänzen. Diese neue Herangehensweise ist einerseits eine grosse Bereicherung, kann in Organisationen jedoch auch zu Verunsicherung und Missverständnissen führen. Deswegen ist es wichtig, dass sich eine Organisation genügend auf die Einstellung von Peers vorbereitet und sich mit der Peerarbeit und ihrer Integration in die psychiatrische Versorgung auseinandersetzt. Es ist wichtig, dass alle Hierarchieebenen über die Veränderungen informiert werden und genügend Zeit zur Vorbereitung erhalten. Zudem hat es einen positiven Einfluss, wenn Veränderung offen aufgenommen und bestenfalls erwünscht wird. Vorbereitend auf die Peerarbeit gilt es häufig, eine Vielzahl an Fragen zu klären in den Teams. Dazu gehören Fragen wie, welche Kompetenzen bringen Peers mit und wo liegt der Sinn des Einbezugs von Peers in die Psychiatrie. Die Peerarbeit als Ganzes sollte vorgestellt und ihre Stärken aufgezeigt werden. Häufig kommt die Frage auf, wie mit einer allfälligen erneuten Krise eines Peers umgegangen werden kann. Es ist wichtig, die Aufgaben und Verantwortungsbereiche klar zu umzeichnen. Diese Fragen und Unsicherheiten können allenfalls bereits unter Einbezug eines Peers besprochen werden.

Einsatzfelder von Peers
Peers können in einer breiten Auswahl von Settings tätig sein. Sie können in psychiatrischen Kliniken, Tageskliniken, ambulanten Diensten, Wohn- und Arbeitsgruppen oder Beratungsdiensten zum Einsatz kommen. Dabei können sie in Einzelberatung und Beratung zu dritt mit der Fachperson tätig sein. Weiter wirken sie durch die Teilnahme an Teamsitzungen, Fallbesprechungen und Intervision mit. Gerade in bestehenden Helfersystemen bringen sie die Perspektive von Betroffenen ein und weisen auf stigmatisierende Wortwahl hin. Weiter begleiten sie Betroffene an Sitzungen mit den Behörden und weiteren Diensten. Zudem besteht auch die Möglichkeit, Selbsthilfegruppen, trialogische Veranstaltungen oder Recovery-Gruppen zu leiten. Weiter können sie auch als Dozenten, in der Antistigmaarbeit oder als Betroffenenvertreter in der Forschung, in Arbeitsgruppen und in Gremien vertreten sein. Peers sind auch in der Öffentlichkeitsarbeit involviert. Sie halten Vorträge und Referate, leiten Workshops und verfassen Artikel. Sie leisten einen Beitrag an die Aufklärungsarbeit und an die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Zuletzt können sich Peers selbständig machen. In diesem Rahmen begleiten sie Einzelpersonen auf ihrem Genesungsweg und führen Gespräche mit Angehörigen.

Zu Beginn fällt die Abgrenzung zu Psychologen, Psychiatern und weiteren Fachpersonen schwer. Peers sind jedoch nicht als Konkurrenten zu sehen, sondern als Brückenbauer, Mutmacher und Fürsprecher für die Betroffenen. Sie sind eine Ergänzung zum bestehenden Helfersystem. Sie können dabei helfen, Prozesse klientenorientierter zu gestalten und die Perspektive der Betroffenen besser ins Team einzubringen.

Peers können entweder fest angestellt oder bei Bedarf hinzugezogen werden. Eine klare Auftrags- und Rollenverteilung sind wichtig, um die Akzeptanz von Fachpersonen zu erhöhen und Missverständnisse zu verhindern. Peers können über eine Plattform mit einem Peer-Pool gefunden und direkt angeschrieben werden. Diese wurde von Pro Mente Sana, dem Verein EX-IN und dem Verein Peer+ sowie dem eidgenössischen Büro für Menschen mit Behinderung eingerichtet.

Fazit
Die Peerarbeit umfasst keine klar definierten Settings und Aufgaben. Der Einsatz von Peers wird je nach Aufgabengebiet und Organisation neu definiert. Dies sollte in Absprache mit den zuständigen Peers geschehen. Es ist wichtig, dass eine Vetrauensbasis zwischen den Peers und dem weiteren Personal gegeben ist. Der Umgang mit schwierigen Situationen sollte im Voraus besprochen werden. Die Zusammenarbeit und der Austausch zwischen allen beteiligten Fachpersonen ist in der Peerarbeit besonders wichtig, damit eine einheitliche und dem Patient dienliche Behandlung sichergestellt werden kann.

Teil 3: Peerarbeit in der Clienia

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