Teil 2: Einsatzfelder der Peers
Peers sind Experten/-innen aus Erfahrung, das heisst, sie haben selbst eine psychische Erschütterung und Genesung erlebt. Durch eine Weiterbildung erhalten sie die nötigen Mittel, um ihre Sichtweise in die Behandlung von Patienten/-innen einzubringen. Sie bringen ein einzigartiges Verständnis für Betroffene mit und können Strategien auf Augenhöhe vermitteln. Weiter vermitteln sie Hoffnung auf Genesung. Die Integration von Peerarbeit in die schweizerischen Psychiatrien ist immer weiter am Fortschreiten. Die genesungs-orientierte Perspektive und individuelle Sichtweise auf psychische Erschütterungen leisten einen wertvollen Beitrag zur Behandlung von Patienten. Die Experten/-innen aus Erfahrung finden auch in der Clienia ihren Einsatz.
Stationärer Einsatz von Peers
Auf der stationären Abteilung wird in verschiedenen Settings mit Peermitarbeitenden zusammengearbeitet. Peermitarbeitende bieten Einzelberatungen auf Nachfrage sowohl für Patienten/-innen als auch für Fachpersonen an. Zudem führen sie eine Recoverygruppe für volljährige Patienten/-innen, die wöchentlich stattfinden und stationsübergreifend sind. Peermitarbeitende führen viermal pro Jahr eine eintägige Recovery-Basisschulung mit dem Fachpersonal durch. Weiter beteiligen sie sich an anderen betrieblichen Fortbildungen mit Themen wie Krankheitsbilder, dialektisch-behaviorale Therapie oder Suizidprävention. Peermitarbeitende übernehmen die Leitung der Fokusgruppen Patientenzufriedenheit auf allen Stationen. Zudem beteiligen sich Peermitarbeitende an nutzerorientierten Klinikprojekten, wie zum Beispiel die Einrichtung von Patientenzimmern. Zuletzt beteiligen sie sich auch an Psychoedukationsgruppen wie der Krisenintervention, Suchtgruppen und Skillsgruppen.
Ambulanter und teilstationärer Einsatz von Peers
Für ambulante und teilstationäre Patienten/-innen wird gemeinsam eine Recoverygruppe durch Peermitarbeitende geführt. Voraussetzung zur Teilnahme ist eine Voranmeldung durch den/die Therapeuten/-in sowie ein Vorgespräch mit einem Peermitarbeitenden. Die Recoverygruppe besteht aus acht Terminen, die aufeinander aufbauen und jeweils zwei Stunden dauern. In diesen Recoverygruppen findet ein Erfahrungsaustausch zu Themen wie Genesung, Umgang mit Krisen, Alltagsbewältigung, Freizeitgestaltung, Umgang mit Gefühlen und mit zwischenmenschlichen oder beruflichen Problemen statt. Weiter bieten Peermitarbeitende auch im ambulanten und teilstationären Setting Beratungsgespräche für Patienten/-innen an.
Die Rahmenbedingungen der Peerarbeit in der Clienia
Peermitarbeitende erhalten Teilzeitanstellungen in der Clienia. Je nach Standort und persönlichen Ressourcen variiert das Pensum zwischen 20-40%. Voraussetzung für eine Anstellung bilden eine abgeschlossene Weiterbildung zum Peer sowie Transparenz bezüglich der eigenen Krankheitsgeschichte und Genesungsprozess. Sollten Peermitarbeitende eine weitere Krise erfahren, so wird die Behandlung ausserhalb ihres Arbeitsortes sichergestellt. Gemäss des Einsatzes von Peermitarbeitenden gehören zu den erforderlichen Fachkompetenzen Beratungskompetenzen, Gruppenleitungskompetenzen sowie Kompetenzen in der Begleitung von psychischen Krisen. Dabei wird von Peers eine wertschätzende, recovery-orientierte Grundhaltung gewünscht. Wichtig in der Anstellung als Peermitarbeitender ist die Fähigkeit zur Selbstregulation sowie das Erkennen und Einhalten persönlicher Grenzen. Peermitarbeitende sollten die eigenen Handlungen reflektieren und kritisch hinterfragen, sowie die daraus gewonnenen Erkenntnisse umsetzen können. Dazu gehört auch eine Kommunikations- und Dialogfähigkeit. Es wird eine ausreichende Belastbarkeit und Resilienz vorausgesetzt, sowie die Bereitschaft und Fähigkeit zur Teamarbeit und zur Teilnahme an Rapporten, Besprechungen, Weiterbildungen und Gruppen.