Bipolare Störung: Behandlung

Bipolare Störung: Behandlung

Wie bereits in Teil 1: Symptome und Diagnose beschrieben, ist die bipolare Störung eine oftmals chronisch verlaufende psychische Erkrankung. Das übergeordnete Ziel jeder Behandlung ist das Aufrechterhalten eines möglichst hohen psychosozialen Funktionsniveaus der betroffenen Person. Dieses bestimmt in einem erheblichen Masse die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die adäquate soziale Teilhabe.

Zu Beginn einer Behandlung wird eine therapeutische Beziehung mit der betroffenen Person aufgebaut. Angehörige oder Bezugspersonen werden im Einvernehmen mit einbezogen. Es wird über die Krankheits- und Behandlungskonzepte aufgeklärt, und man vereinbart Ziele. Wichtig für die Betroffenen ist, dass eine Selbst- oder Fremdgefährdung verhindert wird. Insbesondere in einer manischen Episode kann aufgrund mangelnder Krankheits- und Behandlungseinsicht die Erstgestaltung einer Therapie schwierig werden. Es können Zwangsbehandlungen notwendig werden. Oftmals zeigen sich jedoch betroffene Patienten einsichtig und lassen sich freiwillig behandeln. Die weiteren Behandlungsschritte werden anschliessend in einer partizipativen Entscheidungsfindung erarbeitet. Dabei wird auch das Behandlungssetting besprochen. Die Behandlung einer bipolaren Störung kann je nach Ausprägung der Symptomatik und dem Vorliegen einer akuten Selbst-/Fremdgefährdung stationär, teilstationär oder ambulant erfolgen.

 Eine Behandlung der bipolaren Störung verläuft häufig in drei Phasen:

  • Akute Phase

Die Akutbehandlung beginnt dann, sobald eine akute Krankheitsphase auftritt. Das Behandlungsziel in der Akutbehandlung betrifft insbesondere die Reduktion der depressiven bzw. manischen Symptome. Diese Behandlungsphase wird solange fortgesetzt, bis sich die akuten Symptome deutlich gebessert haben. Die Akutphase kann von wenigen Wochen bis Monate andauern.

Je nach Art und Schwere der Symptomatik werden verschiedene Medikamente und nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren eingesetzt.

  • Stabilisierungsphase

Sobald sich die akute Symptomatik deutlich verbessert hat, soll der Zustand stabilisiert werden, damit es nicht zu einem direkten Rückfall kommt. Das Behandlungsziel der Stabilisierungsphase ist es, dass der stabile Zustand für mindestens sechs bis zwölf Monate anhält. Dieses Ziel wird mittels einer Kombination von medikamentöser Behandlung und Psychotherapie versucht zu erreichen.

  • Rückfallprophylaxe

Sobald sich die Stimmungslage der betroffenen Person wieder normalisiert hat, soll langfristig verhindert werden, dass es wieder zu einer akuten Krankheitsphase kommt. Die Dauer der Rückfallprophylaxe hängt dabei von der Anzahl der Krankheitsphasen ab und wird individuell festgelegt.

Die Behandlung einer bipolaren Störung kann in Mono- oder Kombinationstherapie durchgeführt werden. Im Folgenden werden verschiedene Behandlungsoptionen beschrieben:

  • Pharmakotherapie

In den verschiedenen Krankheitsphasen werden auch verschiedene Psychopharmaka verwendet. In allen drei Behandlungsphasen werden häufig Stimmungsstabilisierer zur Behandlung verwendet. Sie gleichen übermässige Stimmungsschwankungen aus. Dabei wird die vorherrschende Stimmung der Krankheitsphase stabilisiert, ohne dabei eine entgegengesetzte Phase auszulösen. In einer akuten und starken manischen Phase werden üblicherweise Lithium oder (atypische) Antipsychotika zur Behandlung der Symptomatik verwendet. In einer depressiven Phase können Antidepressiva oder auch Lithium zur Behandlung angewendet werden.

  • Psychotherapie

Ergänzend wird im Regelfall eine Psychotherapie eingesetzt. Betroffenen Personen (und gegebenenfalls ihren Angehörigen) werden Informationen über das Krankheitsbild vermittelt (Psychoedukation). Ausserdem lernen sie, mit der Erkrankung umzugehen, stressreiche Situationen zu bewältigen, zwischenmenschliche Beziehungen zu verbessern und Krankheitsrückfällen vorzubeugen.

  • Nicht-medikamentöse somatische Therapieverfahren

Zu den nicht-medikamentösen somatischen Therapieverfahren gehören eine Reihe von Behandlungsoptionen, die individuell ergänzend zur Behandlung eingesetzt werden können: Elektrokonvulsionstherapie (EKT), verschiedene Hirnstimulationsverfahren, Licht-/Dunkeltherapie oder Wachtherapie.

  • Unterstützende Therapieverfahren

Unterstützende Therapieverfahren sind zum Beispiel Entspannungsverfahren, Ergotherapie, Sport- und Bewegungstherapie oder künstlerische Therapien (Musik, Tanz etc.)

Teil 1: Symptome und Diagnose

Teil 2: mögliche Ursachen

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