rTMS: Vor- und Nachteile, Risiken und Prognose

rTMS: Vor- und Nachteile, Risiken und Prognose

In den letzten beiden Artikeln wurde die rTMS als ein modernes und sehr gut verträgliches Therapieverfahren vorgestellt. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Vor- und Nachteile, die möglichen Risiken und die Folgen einer solchen Therapie.

Risiken der rTMS

Obwohl die rTMS-Behandlung als sicher und gut verträglich gilt, sind auch hier, wie bei jeder anderen Behandlung, einige Risiken zu beachten. Einige PatientInnen berichten z.B. von leichten Kopfschmerzen nach einer rTMS-Sitzung, die meistens zu Beginn der Behandlungsserie vorkommen können (10 - 20 % der Fälle). Auch eine leichte Müdigkeit nach der Sitzung kann verspürt werden, die jedoch bereits nach einer Viertelstunde nachlässt. Da das Erzeugen der Magnetimpulse klopfende Geräusche verursacht, kann die Benutzung von Ohrstöpseln vorteilhaft sein. Auch eine lokale und kurzfristige Hautreizung am Behandlungsort kann z.B. mit Kribbeln- oder Juckreizgefühl einhergehen. Diese sind vorübergehende und harmlose Nebenwirkungen.

Zu den schwerwiegenden Komplikationen zählen ein Kreislaufkollaps und ein epileptischer Anfall. Die Wahrscheinlichkeit eines epileptischen Anfalls unter einer rTMS-Behandlung (0.01 - 0.1 %) ist deutlich tiefer als z.B. bei der Einnahme einer antidepressiven Medikation. Bei PatientInnen mit einer Epilepsie ist das Risiko für diese Komplikation höher (2.9 %) und wird mit dem Patienten individuell und kritisch unter Abwägung von Nutzen und Risiko diskutiert. Zudem reduziert eine ausführliche Abklärung vor dem Beginn der Behandlung das Risiko von Auftreten der Nebenwirkungen und Komplikationen.

Wie bei jeder Behandlung hat auch die rTMS diverse Kontraindikationen. Bei PatientInnen mit traumatischen, infektiösen oder tumorbedingten Veränderungen des Gehirns kann z.B. keine rTMS-Behandlung angeboten werden. Auch bei medizinischen Implantaten wie z.B. einem Herzschrittmacher sollte diese Behandlungsoption nicht primär angewendet werden.

Vor- und Nachteile, Risiko und Prognose der rTMS

Die rTMS weist wie jede andere Behandlung sowohl Vor- als auch Nachteile auf. Zu den Vorteilen zählt die sogenannte Nicht-Invasivität im Vergleich zu anderen neurostimulatorischen Verfahren wie z.B. die Elektrokonvulsionstherapie oder Tiefenhirnstimulation. Unter Nicht-Invasivität versteht man in der Medizin Behandlungen bzw. Untersuchungen, die keine Verletzung der Gewebe nach sich ziehen. Das Risiko für Komplikationen wie z.B. Infektionen wird dadurch reduziert. Die ausgezeichnete Verträglichkeit des Verfahrens widerspiegelt sich in der Möglichkeit, bereits wenige Minuten nach der Behandlung wieder seinem Alltag nachzugehen ohne Einschränkung der Lebensqualität. Ein weiterer Pluspunkt liegt in ihrem breiten Anwendungsspektrum, da die rTMS bei verschiedenen psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen eingesetzt werden kann, was ihre Vielseitigkeit in der klinischen Anwendung betont.

Die Wirkung der rTMS-Behandlung kann bei gewissen Krankheitsbildern wie z.B. einer Zwangsstörung nur eine kurzfristige Linderung der Beschwerden bringen, was zu den wenigen Nachteilen dieser Behandlungsmethode gerechnet werden kann. Zudem bleibt diese Behandlungsmethode trotz einer stark individualisierten Vorgehensweise bei der Planung und Umsetzung von vielen individuellen Faktoren abhängig, wodurch eine unterschiedliche Wirksamkeit innerhalb des Patientenkollektivs erklärt werden kann. Je nach Krankheitsbild kann z.B. Geschlecht und Alter die Wirksamkeit der rTMS-Behandlung beeinflussen.

Die therapeutischen Langzeiteffekte einer rTMS-Behandlung sind weiterhin Gegenstand intensiver Forschung. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind heterogen. Sie variieren von kurzfristigen bis zu nachhaltigen Effekten je nach Erkrankung. Es besteht noch viel Bedarf, um die weiteren möglichen Einflussfaktoren zu identifizieren und deren Auswirkung auf die Nachhaltigkeit des therapeutischen Effekts besser zu verstehen.

 

rTMS Teil 1: Definition

rTMS Teil 2: Durchführungsweise und Anwendungsgebiete

rTMS Teil 4: Patientengeschichte

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