Suizidgedanken und -handlungen wurden bis anhin ausschliesslich als Symptome beschrieben, die oftmals in Verbindung mit einer psychiatrischen Erkrankung wie zum Beispiel Depressionen oder Borderline-Persönlichkeitsstörungen auftraten. Im neuesten Leitfaden für psychische Störungen wird suizidales Verhalten erstmals auf die Störungsebene gehoben. Was weiterhin fehlt, ist eine einheitliche und internationale Nomenklatur bezüglich Suizidalität.
Absichtliche Selbstschädigung bzw. absichtliche Selbstverletzung sind weitgefasste Begriffe, die von der «habituellen Selbstverletzung zur emotionalen Regulation ohne Suizidabsicht» bis zum «Suizidversuch mit hoher Intention zu sterben» reichen.
Suizidales Verhalten findet meist in einem psychischen Ausnahmezustand statt. Oft wird ein Suizid(versuch) von den Betroffenen als einziger Ausweg aus einer unerträglich empfundenen Situation gesehen. Eine andere Option besteht aus ihrer Perspektive nicht, und somit wird subjektiv auch keine Wahlfreiheit mehr erlebt.
Im ersten von vier Teilen beschreibt Clienia Symptome und Diagnose von Suizidalität.
Symptome
Suizidalität ist komplex und sehr individuell. Sie zeigt sich daher in verschiedensten Symptomen oder Warnzeichen. Mögliche Anzeichen einer suizidalen Handlung können sein:
Direkte oder indirekte Äusserungen von Suizidgedanken oder -plänen
Rückzug vom Freundes- und Familienkreis und von gewohnten Aktivitäten
Verschenken persönlicher Dinge, Abschiednehmen
Kürzlicher Verlust von Beziehung(en)
Grosse Selbstkritik, starke Kränkung, Hoffnungslosigkeit
Riskantes und potenziell gefährliches Verhalten
Vernachlässigung der eigenen Person
Schlafstörungen
Neu auftretender oder steigender Konsum von Alkohol und/oder Drogen
Plötzliche Ruhe und Gelöstheit nach einer Phase von Niedergeschlagenheit und Leiden
Suizide und Suizidversuche kommen in der Regel nicht plötzlich vor, sondern haben meist eine kürzere oder längere Vorgeschichte. Die Intensität der Symptome und Anzeichen kann schnell wechseln. Suizidalität stellt keinen Zustand dar, sondern ist als Prozess zu verstehen. Das Erkennen von Frühwarnzeichen spielt daher eine wichtige Rolle.
Diagnose
Die Suizidalität wird vom psychologischen/psychiatrischen Fachpersonal durch das direkte Ansprechen oder gezielte Fragen nach suizidalem Erleben und Verhalten abgeklärt. Suizidalität zu erkennen, kann sich als schwierig erweisen, da die Erfahrung zeigt, dass Menschen in suizidalen Krisen vieles von dem, was in ihrem Kopf vorgeht, für sich behalten, sei dies aus Scham- und/oder Schuldgefühlen, aus Angst vor unbekannten möglichen Konsequenzen oder aus anderen Gründen.